Cederberg Wilderness Area
In einem nördlichen Vorort von Cape Town legten wir einen Zwischenstopp bei Bodo Campers ein, um nachzufragen, ob sie vielleicht eine Iveco-taugliche Bullbar hätten. Die scheinen hier echt Mangelware zu sein. Wir wurden freundlich empfangen und nach vielen Telefonaten war klar, was wir wollten, sie nichts hatten, es jedoch kein Problem sei. Also, hoffen wir mal.
Als wir so auf dem Hof bei Bodo standen, kam plötzlich die Polizei hereingefahren und musterte uns kritisch. Ups, dachten wir, hatte der Typ bei der Wägebrücke auf der Autobahn doch uns zugewunken und nicht dem LKW, der an der Wägestelle vorbeifuhr? Nach zwei langen Minuten fuhren sie wieder wortlos weg. Wie eine unserer Leserinnen letzthin treffend bemerkt hat, haben wir uns mehr vor einer Busse als vor wilden Tieren zu fürchten.
Mit einem kleinen Abstecher über Yzerfontein, um nochmals Seeluft zu schnuppern, fuhren wir nach Algeria in den Cederbergen. Bei unserer letzten Reise waren wir bereits dort, Häbi verbrachte jedoch die meiste Zeit auf der Toilette, sodass wir nichts von der Gegend sahen und die Erinnerungen nicht sehr positiv waren.
Dieses Mal lief es besser. Der Campingplatz hübsch, in einem kleinen Eukalyptuswald gelegen, mit erfrischendem Pool. Der Sommer war zurück, 36C am Tag, 28C in der Nacht, so ist ein Naturpool immer willkommen. Wanderungen verlegten wir in die frühen Morgenstunden und konnten sie sogar ohne krankheitsbedingte Ausfälle des starken (??) Geschlechts durchführen.
Obwohl der Campingplatz leer war, konnten wir nur für zwei Tage buchen, danach sei alles reserviert. Auch alle anderen Campingplätze in der Gegend meldeten ausgebucht. Es stand ein verlängertes Wochenende mit einem nationalen Feiertag an. So beschlossen wir tiefer in das Cederbergegebiet hineinzufahren, um eine Bleibe zu suchen.
Über einen kleinen Pass fuhren wir in das Hochtal des Driehoekriviers, landschaftlich wild und karg jedoch wunderschön. Einige kleine Farmen bestehen noch, bauen etwas Wein an und bieten zudem noch Unterkunftsmöglichkeiten an. Wir besuchten die Stadsaal Caves, eine wilde Felsformation mit kleinen bis grossen Höhlen, die von Wasser ausgewaschen wurden. Welches Wasser fragt man sich.
Danach stärkten wir uns in einem Restaurant einer Farm. Der Zufall wollte es, dass kurze Zeit später ein Tessiner Paar ebenfalls die Terrasse betrat. Sie hatten bereits die Strasse nach Wupperthal befahren und meinten, die Strasse sei gut, nur am Schluss etwas steil. Die 35 km hatten uns dann über 3h gekostet. Ok, das Tessin ist ein Randgebiet der Schweiz, aber wir wussten nicht, dass dies noch als «gut» durchgeht. Das Strassenbett war meistens unbearbeiteter Fels, nur bei Sand konnten wir schneller fahren. Am Schluss war es steil, sau-steil und eng, dafür meistens betoniert. Mit Getriebeuntersetzung ging es locker im zweiten Gang hinunter. Die beiden Ausweichmanöver mit den entgegenkommenden Fahrzeugen gestalteten sich etwas schwieriger, doch mit einigem Hin und Her in der Ausweichstelle klappte es. Als wir in Wupperthal, einer ehemaligen deutschen Missionssiedlung, das Navi mit dem nächsten Ziel programmierten, meinte es, «13km, 1h 20min».
Am nächsten Morgen fuhren wir über den Pakhuis Pass zurück. Die Strasse führte durch eine grandiose Landschaft rotbrauner und zerklüfteter Felsformationen. Wir werden hierhin zurückkommen, wenn mal kein verlängertes Wochenende ansteht.
Wir befanden uns nun wieder im Tal des Olifants River in dem auch Citrusdal liegt, der Name ist Programm. Entlang des Flusslaufs überall Plantagen mit Fruchtbäumen, neben den Zitronen werden auch Mangos und Äpfel angebaut. Sobald wir jedoch das fruchtbare Tal verliessen, durchquerten wir eine graue, sandige, steinige, graslose und sporadisch von kleinen Büschen bewachsene Einöde. Wir fragten uns, wovon die paar einsamen Farmen, die wir erspähen konnten, lebten. Das Wegeschild zu einer Farm brachte die trostlose Landschaft auf den Punkt: «Moet Verloren». Beim üblichen Schwatz mit dem Campinghost am Abend kamen wir auf die Lebensgrundlage zu sprechen. Schafe, seien das einzige, das hier gehalten werde. Ein Schaf benötige etwa 10ha Fläche zum Überleben.
Ach ja, eine weitere Polizeikontrolle, nett und schnell.
Augrabies Falls NP
Der EFF (Economic Freedom Fighters, eine kommunistische Partei, ehemals Teil des ANC) hatte für den 20. zum nationalen Shutdown-Tag mit Streiks und Strassenblockaden aufgerufen. Obwohl wir uns im Outback eigentlich sicher fühlten, empfahl uns unser Host nicht in Springbok zu übernachten, sondern weiter zu fahren. So legten wir dann eine superlange (für uns) Fahrt zu den Augrabies Wasserfällen ein. Nicht das irgendwas in Springbok passiert wäre, die Demos, vereinzelten Ausschreitungen und Blockaden fanden hauptsächlich in den Grossstädten statt. Die Fahrt von Springbok nach Augrabies führte durch eine farbenfrohe, in Gelb und Orange gehaltene Halbwüste, erst im Tal des Oranje wurde es wieder grün.
Der Oranje fällt bei Augrabies (lauter Lärm) über imposante Wasserfälle in eine enge steile Schlucht. Je nach Wassermenge sind es neben dem Hauptfall mehr oder wenige kleinere Fälle. Bei unserem Besuch donnerten etwa 850 m3/s die Fälle runter.
Wir verbrachten einige geruhsame Tage hier, beeilen mussten wir uns nicht, für unser nächstes Ziel, dem Kgalagadi NP, waren Übernachtungsplätze erst in ein paar Tagen erhältlich. Hier feierten wir auch 4 Monate auf Achse in Afrika!
Kgalagadi Transfrontier Park
Nach Grosseinkauf in Upington übernachteten wir in einem kleinen Camp einer Farm. Die gebotene Lichtshow war das Übernachtungsgeld wert. Während zweier Stunden blitzte es ununterbrochen, jede halbe Sekunde. Zum Glück nie zu nahe. Wir lagen in unserm Bett und genossen das Spektakel durch die Dachluke. Ob wir gut geschlafen hätten, wollte der Farmer mit einem Grinsen am nächsten Morgen wissen.
Der Kgalagadi (Kalahari in der San-Sprache) Transfrontier Park ist ein botswanischer –südafrikanischer Park. Die meiste Infrastruktur liegt jedoch auf südafrikanischer Seite. Das Empfangsgebäude in Twee Rivieren liegt genau auf der Grenze, im linken Teil Parkbehörde, Polizei und Immigration der Südafrikaner im rechten Teil der Botswaner.
Der Park liegt in einer (Halb-)Wüste. Rote Sanddünen, mit etwas Gras bewachsen, in den Flusstälern (ohne Wasser) Büsche und vereinzelt Bäume. Die Wilddichte ist viel kleiner als jene des Krügers NP, dafür ist die Weitsicht besser. Gemsbok (Gattung Oryx), Strausse, Springböcke, Wildebeest und Rote Hartebeest sieht man viele, Löwen und Geparden nur vereinzelt.
Von Twee Rivieren führen zwei Strassen den beiden Flussläufen entlang. Auf diesen Strassen fährt man zur Tierbeobachtung. Die paar Sandtracks sind für grössere Fahrzeuge wie unseren Flo gesperrt. Die Strassen, meist Gravel und Sand, sind von den vielen Besucherfahrzeugen sehr schnell in einem schlechten Zustand und die Holperei ist übel. Sisyphus rollt keinen Stein mehr, er fährt hier den Grader.
Eigentlich hatten wir auf jeder Pirschfahrt ein spezielles Highlight. Mal waren es Löwen, mal Geparden oder eine grosse Gruppe von Gemsböcken. Unsere letzte Pirschfahrt begannen wir früh morgens. Wir fuhren zu einem Wasserloch um zu frühstücken. Nur ein paar Giraffen liessen sich blicken, sie schienen die einzigen Frühaufsteher zu sein. Danach klapperten wir noch drei weitere Wasserlöcher ab, ohne grossen Erfolg. Bevor wir umkehrten, wollen wir zum nahe gelegenen Rastplatz mit Toilette fahren. Die Rastplätze sind nicht eingezäunt, also gut gucken, was so rumläuft. Als wir näherkamen, sahen wir viele Autos. Der Grund lag nur etwa 200m entfernt auf einer Hügelkuppe neben dem Rastplatz, ein Gepard. Auch wir hatten uns eingereiht, Panoramaklappe geöffnet, beobachtet und Fotos geschossen. Wir diskutierten schon, welches der Fotos wir wieviel vergrössern sollten, denn 200m ist für ein 300mm Objektiv schon etwas weit weg. Dann stand der Gepard plötzlich auf, schaute sich einige Minuten um und schlenderte den Hügel hinunter, um dem Tal zu folgen. Die Fahrzeugkolonne setzte sich in Bewegung. Wir stoppten zwei Mal um weitere Bilder zu schiessen. Langsam kam er näher, stoppte wieder, schaute sich erneut um. «Komm zu Papa» sagte Häbi, und er kam tatsächlich. Wir konnten unser Glück kaum fassen! Ein paar Meter vor uns kreuzte er seelenruhig die Strasse und liess sich von den Paparazzi nicht stören. Wir hatten danach ein fettes Grinsen im Gesicht.
Das Camp Mata-Mata an der namibischen Grenze bietet ebenfalls einige tierische Highlights. Die zahmen Erdhörnchen, Mungos und Vögel sind putzig. Tauchen jedoch die Erdmännchen (Meerkat) auf, sind alle Kameras auf sie gerichtet.
Kurz nach Eindunkeln erfreute uns Elon Musk mit einer vorüberziehenden Perlenkette seiner Starlink Satelliten.