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Zimbabwe

Vorbereitungen

Wie Kaugummi am Schuh klebten wir in Johannesburg fest. Wir kamen einfach nicht weg. Nachdem die Hinterachsenfederung zackig eingebaut wurde, standen nur noch das Ausschalten der Airbag-Fehlermeldungen und der Einbau des defekten AD/DC Konverters, der mittlerweile von Victron unter Garantie ausgetauscht wurde, an. Eigentlich Peanuts.

Dazwischen hatten wir die Essensvorräte aufgestockt, Zimbabwe gilt als ein sehr teures Land ohne gute Versorgung, Wasser- und Dieseltanks aufgefüllt und Malariamedikamente eingekauft. Auch 16l Wein lagerten in unserem Weinkeller. Unser Eingangsmückengitter hatten wir mit einem zweiten Gitter, welches die gesamte Türbreite abdeckt, verstärkt. Das Design hatten wir bei Sylvia und Hans abgekuckt. Endlich konnten wir die 80A Sicherungen für den Kompressor kaufen, nun kann René (Exploryx) wieder beruhigt schlafen.

Die korrekte Airbagdeaktivierung kostete uns zwei Mal sechs Stunden, die stündige Anfahrt nicht mitgerechnet. Das erste Mal schrieben wir bei Iveco ein Deaktivierungsgesuch, das nach Italien geschickt wurde und warteten dann auf den Code – vergebens. Nach Ostern bei unserem zweiten Besuch bei Iveco hatte Turin nun ein Formular geschickt, also ausgefüllt, zurückgeschickt, vier Stunden gewartet und endlich den Code erhalten. Dann ging es schnell, fünf Minuten später waren alle Fehlermeldungen weg.

Victron unsere zweite Baustelle begann vielversprechend. Wir holten unseren Konverter ab und liessen von einer nahen Firma (Echo 4×4) ein Verstärkungsblech herstellen (gelasert, vom Feinsten), welches den Wackelkühlkörper besser stabilisiert.

Kaum war der Konverter installiert und erfolgreich getestet, stoppte bei Dollys Haartrocknungsaktivitäten unser AC/DC-Konverter/Inverter (unser Herzstück, welches aus 12V DC 220V AC generiert, unverzichtbar für den morgendlichen Kaffee). Overload war die Fehlermeldung. Ok, etwas warten – Overload. Immer Overload, auch wenn gar kein Gerät angeschlossen war. Also zurück zu Victron. Am Gründonnerstag bei Victron Holland einen Ersatz bestellt, der eine Woche später ankam. Eingebaut und getestet, funktioniert. Gleichzeitig haben wir noch unseren Cerbo GX (auch Victron) Kommunikationscomputer ausgetauscht. Stürzte er früher nur bei sehr hohen Temperaturen ab, so tat er dies nun mehrmals täglich. Dies war eine schnelle Sache dachten wir, nur lief die Bluetooth Schnittstelle nicht mehr korrekt. Nach der Installation einer älteren SW-Version war dies ok, doch die Füllstandanzeige der Tanks war weg. So testeten wir etwa zehn Versionen, bis wir eine fanden, bei der alles funktionierte, zumindest einigermassen.

Zwischendurch besuchten wir mit Marion und David, unsere Hosts, ein kleines nahes Naturreservat, mit allerlei Getier. Die Nashörner waren das Highlight.

Nach vierzehn Tagen hatten wir es nun endlich geschafft, wir waren auf dem Weg nach Beitbridge.

Beitbridge

Um fünf klingelt der Wecker uns aus den Federn. Ein schnelles Frühstück und dann ging es los Richtung Grenze. An der letzten Tankstelle war nochmals volltanken angesagt.

Die Ausreise aus SA lief sehr relaxed, keine Leute, Zöllner- und Immigrationofficers in Gesprächslaune, nach ein paar Minuten war das Carnet und der Pass gestempelt und wir fuhren über den Limpopo nach Zimbabwe.

Die Abfertigungsanlagen in Zimbabwe sind ganz neu und riesig, eine für LKWs, eine für kommerzielle Busse und eine für PWs. Also wohin sollten wir? Der Kreisel mit den Abbiegemöglichkeiten war gesperrt. Der Zuständige telefonierte fünf Minuten und wies uns dann Richtung kommerzielle Busse. Dann kam ein Gate, bei welchem wir einen Coupon mit Barcode erhielten. 20m weiter fuhren wir auf eine Waage und wurden erstaunt gefragt, was wir hier wollten, wir seien doch kein kommerzieller Bus. Nach ein paar Minuten Hin und Her und Fahrzeugausweis zeigen, ging es weiter. Wir parkierten und gingen in das neue grosse Gebäude. Seit der Wäge Brücke folgte uns ein Schatten, der uns die richtige Richtung wies. Brauchen wir nicht, dachten wir, wir hatten ja eine gute Beschreibung. Also zuerst zur Immigration. Nein, nein meinte der Officer, zuerst bezahlen. Also zur Zahlstelle. Dort bezahlten wir US$23, damit wir parkieren durften. Zum Glück war unser Flo als PW eingestuft worden, sonst hätte es US$48 gekostet. Der Coupon mit Barcode wurde durch einen neuen Coupon mit Barcode ersetzt. Dann zur zweiten Zahlstelle, hier US$9 für die Benutzung der Brücke, Barcode scannen. Danach zur Immigration, dieses Mal gab es einen Stempel mit einem Visum für 30 Tage US$30 pro Person. Barcode scannen. Als wir uns beim ZIMRA Schalter für den TIP anstellen wollten, meinte unser Schatten, dass wir ein spezielles TIP benötigen würden und zusätzlich eine Carbon Steuer zu zahlen hätten. Dies könnten wir jedoch hier nicht kaufen, wir sollen ihm folgen. Über Schleichwege umgingen wir die vielen Trennzäune zum Gebäude für LKWs, hier beschafften wir uns die notwendigen Dokumente: Carbon Steuer US$10 (ein Schnäppchen), TIP US$60 (zuerst wollte er US$120, Häbi meinte jedoch, im Internet stehe US$60, so wurde es dann schlussendlich US$60) und zu guter Letzt noch die Autobahngebühren für die nächsten 14 Tage US$100. Versicherung mussten wir keine bezahlen, das Carnet sei die Versicherung, meinte der Schatten, was sicher so nicht stimmt. Das TIP musste noch von einer Wäge Brücke bestätigt werden, also zu Fuss zu einer Wäge Stelle und der Fackel wurde gestempelt, ohne dass der Flo gewogen wurde. Über die Schleichwege zurück und zu einem Polizeicontainer, der irgendwo versteckt auf dem Parkplatz stand. Nach Durchsicht der Fahrzeugpapiere scannte er unseren Barcode. Siehe da, an der grossen Anzeigetafel tauchte unser Kennzeichen auf, mit der Aufforderung uns in den Zollbereich zu begeben.

Im Zollbereich warteten wir in Mitten von grösseren und kleineren Reisebussen mit Gepäckanhänger. Jeder Anhänger wurde komplett entladen und der ganze Inhalt auf der Strasse ausgelegt und akribisch untersucht. Unser Schatten verschwand auf der Suche nach einem Customsofficer. Während wir warteten, kam eine junge Dame und ein Typ in Badeschlappen auf Häbi zu, meinten, sie seien von der Polizei und hätten gerne unsere Papiere gesehen. Häbi grinste nur und schüttelte den Kopf, Polizisten hätten eine Uniform. Die Ausweise überzeugten ihn schlussendlich. Nach einer halben Stunde warten, kam eine Dame vom Zoll (in Uniform), begutachtete kurz den Flo von innen und war wieder weg. Dann ging es nochmals eine gefühlte Stunde bis unser Schatten mit gestempelten Formular zurückkam. Jetzt gab es nur noch zwei Barrieren, zuerst das Formular vorzeigen, dann den Coupon mit Barcode zurückgeben und Beitbridge lag endlich hinter uns.

Fazit: Schöner, neuer Grenzposten, kein Andrang am Sonntagmorgen, chaotische und unklare Abläufe. Sich einen Führer durch diesen Dschungel zu nehmen, hatte sich gelohnt. Die US$20 als Trinkgeld waren gut investiert. Der gesamte Übertritt kostete uns etwa drei Stunden und US$281. Ohne Führung und mit Kolonnen an den Schaltern, wäre es eine Tagesaufgabe geworden.

Wir fuhren nicht mehr sehr weit und quartierten uns in einer Lodge ein. Als wir so durch den schönen Garten schlenderten, kam eine Menschengruppe auf uns zu, eine jüngere Dame sagte, sie sei die Braut und sie möchten gerne Fotos mit uns machen. So wurden Gruppen-, Einzelbilder und Selfies geschossen, Dolly’s Haarfarbe- und Qualität überprüft und unsere blasse Haut begutachtet. Das ist uns schon lange nicht mehr passiert.

Gonarezhou National Park

Der «Ort der Elefanten», der zweitgrösste NP von Zimbabwe, ist ein kleines Juwel mit abwechslungsreichen Landschaften, vielen Elefanten und Antilopen, wenigen Besuchern, guten Strassen und einer gepflegten Infrastruktur, die wir so noch in keinem National Park gesehen hatten.

Wir betraten den Park beim Chipinda Pools Gate im Norden des Parks. Ohne Reservation kosten die Campingplätze nur die Hälfte. In der Vorsaison kein Problem. Julia die nette Empfangsdame wollte uns jedoch keinen der exklusiven (= keine Infrastruktur, dafür alleine) Campsites geben, da unser Fahrzeug über 3.5t sei. Wir durften den Fluss Runde nicht überqueren. Zum Glück fragte sie nicht genauer nach, denn Fahrzeuge über 5t sind im Park verboten. Wir bekamen dafür einen schönen Platz im Chipinda Pools Site mit super Infrastruktur, und da wir alleine waren, war er auch irgendwie exklusiv.

Jeden Morgen diskutierten wir mit Peter, dem Host, was wir neben den dauergrunzenden Hippos in der Nacht so gehört hatten. Die afrikanischen Wildhunde waren das akustische Sahnehäubchen.

Auf unseren Pirschfahrten hatten wir viele Begegnungen mit Elefanten, die in diesem Park definitiv wilder und angriffslustiger sind. Wir begegneten vier anderen Autos, in zweien waren Schweizer …

Unsere neue Hinterachsenfederung hatte sich bewährt. Die vielen diagonal angelegten Speedhumps, die früher den Flo zum hin und her Schaukeln angeregt hätten, wurden auf ein hin und zurück Schaukeln reduziert. Das Fahren ist nun viel flüssiger.

Unser Campsite wurde regelmässig von vielen Antilopen, Affen und Elefanten besucht, die wenig scheu waren.

Chimanimani

Wir freuten uns auf ein paar Tage mit herrlichen Wanderungen in den malerischen Eastern Highlands. Der Weg führte uns durch abwechslungsreiche Landschaft nach Chimanimani. Unser hübscher Camp Site, beim Farmhouse, war herrlich gelegen und hätte auch eine phantastische Aussicht, wenn nur der Nebel und der Nieselregen nicht gewesen wäre. Das Wetter verschlechterte sich zusehends und die folgenden Tage erlebten wir einen Mix aus Nebel und Nieselregen bei kühlen Temperaturen. So fielen die vorgesehenen Wanderungen flach. Den einzigen Ausflug unternahmen wir, nicht zu Fuss, sondern im Flo und zwar fuhren wir zum Tessa’s Pool, einem kleinen Wasserfall, bei der sogenannten «Outward Bound School» gelegen. In dieser Schule werden Schulklassen bzw. die Schüler ein paar Tage in verschiedenen Outdoor Fähigkeiten unterrichtet. Wir schauten sehr interessiert zu. Übrigens war Tessa die Tochter eines der ersten Outward Bound Instruktoren und der Pool war der einzige Ort, wo sie aufhörte zu schreien…. Der Zufall wollte es, dass Tessa die Schwester unserer Gastgeberin im Farmhouse war.

Wir verliessen Chimanimani und machten uns auf dem Weg nach Great Zimbabwe. Am Strassenrand fiel uns die schöne Auswahl an Früchten und Gemüse auf. Normalerweise wurden immer nur Wassermelonen angeboten. Häbi stieg aus, um ein paar Leckereien einzukaufen und wurde sofort von den Einheimischen umzingelt. Jeder wollte unbedingt etwas verkaufen.

Great Zimbabwe National Monument

Etwas südwestlich von Masvingo liegt Great Zimbabwe, die Namensgeberin des heutigen Zimbabwe. «dzimba dza mabwe» bedeutet in Shona «grosses Haus aus Steinen». Die ersten portugiesischen Besucher übersetzten «dzimba-hwe» zu «geehrte Häuser», ein Ausdruck, der für Gäber und Häuser von Häuptlingen verwendet wurde.

Die frühen europäischen Siedler wollten nicht glauben, dass ein solch grosser Komplex von den «Wilden» gebaut worden war. Biblische Figuren wie Saba und König Salomon, später die Phönezier wurden als mögliche Erbauer gehalten. Archäologische Untersuchungen beschränkten sich auf die Suche nach dem legendären Goldschatz der Königin Saba. Heute wird angenommen, dass dies ein politisches und religiöses Zentrum der lokalen Königreiche war.

Auf dem Hill Komplex, der ältesten Struktur aus dem 13. Jahrhundert, verbinden Mauern die vielen grossen Granitblöcke, unterteilen die einzelnen Flächen, bilden enge Durchgänge und Eingänge. Von Häusern kann man nicht sprechen, fehlt doch jegliche Dachstruktur. Nach heutiger Ansicht, regierten hier die Könige. In einem der Enclosure wurden die sieben Statuen der Speckstein Birds gefunden, der «Chevron-Bird» wurde das Nationale Symbol von Zimbabwe.

Von den Strukturen des Valley Komplex sind nur noch einige kümmerliche Mauerresten erkennbar. Hier wurde die meisten archäologischen Funde gemacht, die sogar Handel mit Indien und China nachwiesen.

Das elliptische Great Enclosure ist das Highlight. Gebaut im 16. Jahrhundert umschliesst eine etwa 250m lange, bis 11m hohe und 5m breite Mauer ein Gelände. Alle Mauern bestehen aus geschichteten Granitsteinen, ohne Mörtel. Im Innern befindet sich der Konische Turm, noch etwa 10m hoch. Die restlichen 6m hat er durch die Suche nach dem Goldschatz verloren.

Wir waren die ersten Besucher des Tages. Mit einem Guide begingen wir die ganze Anlage und liessen uns alles erklären. Im kleinen Museum sind sechs der gefunden Speckstein Vögel ausgestellt, fotografieren durften wir sie nicht. Jedoch für zehn Dollars wäre die Wache anderweitig beschäftigt. Wir liessen es bleiben.

Matobo National Park

Der etwa 445km2 grosse Matobo Nationalpark, ca. 35 km südlich von Bulawayo, ist der älteste Nationalpark Zimbabwes (1953 gegründet). Er ist für seine aussergewöhnlichen Aussichtspunkte bekannt, welche besonders im Sonnenuntergang einen unvergesslichen Blick bieten.

Die Matobo Hills mit ihrer Ansammlung riesiger, kahler Granithügel und schwerem Geröll bieten eine ruhige und geheimnisvolle Landschaft. Sie besteht aus Hunderten kleiner Hügel oder Kopjes (Afrikaans für «kleine Köpfe», «Inselberge»). Manche bestehen aus aufeinander balancierenden Felsen, andere sind riesige kuppelförmig gewölbte Flächen aus Granit (dwala). Mit etwas Fantasie erkennt man in diesen Felsformationen Gebilde z.B. Mutter und Kind.

Auf einem besonders imposanten «dwala» liegt «World’s View», das Grab von Cecil Rhodes. Von hier oben hat man einen spektakulären Blick auf die einzigartige Landschaft.  Als wir oben beim Grab ankamen, trafen wir auf eine Schulklasse. Und schon bat uns ein Lehrer um ein gemeinsames Foto und dann folgten noch einige Aufnahmen…

Die Matobo Hills beheimaten einige der umfangsreichsten Ansammlungen von Steinzeitkunst und Höhlenmalereien im südlichen Afrika. Inmitten von Felsen, in den Spalten und Höhlen kann man die Felsmalereien der San entdecken. Mitunter sind diese Felsmalereien mehrere tausend Jahre alt. Einige Malereien sind detailgetreue Abbildungen von Jagdszenen, Mensch und Tier.

Wir logierten im «the farmhouse» ausserhalb des Parks gelegen. Unser Stellplatz verfügte über eine traumhafte Aussicht. Tagsüber bekamen wir sogar Besuch von Wildebeests und bei einem Spaziergang liefen uns Giraffen über den Weg.