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Frühling in BW und SA

Vorbereitungen

Wir sind wieder zurück von unserem Kurzurlaub in der Schweiz, der sehr schön, intensiv und etwas zu kurz war. Es ist immer noch Winter in Johannesburg, dementsprechend war es für uns eine Umstellung von der sommerlichen Schweiz.

Als Erstes mussten wir unseren Flo für die kommende Reise vorbereiten. Dazu gehörte auch, dass das Dachfenster, welches Häbi kurz vor unserer Abreise gecrashed hatte, ersetzt wurde. Das Ersatzfenster kam gerade noch rechtzeitig vor dem Abflug. Auch haben wir unsere Essensvorräte und erstmalig die Gasflasche wieder aufgefüllt («Amerika Adapter» von wynen-gas.de für DE-Gasflaschen in SA).

Ein Ziel unserer Reise ist die Blumenblüte an der Westküste von SA, die ab Mitte August beginnen soll. Dies lässt uns zu wenig Zeit, um Zimbabwe und Zambia zu besuchen und dennoch sind wir zu früh, um direkt dorthin zu fahren. Als haben wir uns entschlossen, Botswana nochmals zu besuchen und von dort an die Westküste zu fahren.

Botswana

Die Einreise nach Botswana in Parr’s Halt verlief problemlos. Wir waren die einzigen Reisenden, LKWs gab es keine, da die Brücke zu klein ist. Das «kreative Verstauen» der Lebensmittel, Botswana verbietet fast alle frischen Lebensmittel von SA, wäre nicht notwendig gewesen, die Dame winkte uns nur freundlich zu. Den reibungslosen Übertritt erkauft man sich mit längerem Weg und 30km meist guter Gravelroad.

Elephant Sands II

Unser erstes Reiseziel ist Kasane. Da bietet sich eine Übernachtung in Elephant Sands an. Dieses Mal war der Bär, besser der Elefant los. Bereits bei unserer Ankunft belagerten etwa 30 Elefanten die Wasserquelle und laufend kamen neue Elefanten dazu.

Wir hatten gerade unser Nachtessen beendet und schlürften unseren Rotwein, als ein «Elefantenschatten» sich langsam in unsere Richtung bewegte. Wir machten uns keine Sorgen, den ganzen Nachmittag hat kein Elefant die kleine Absperrung (liegende Baumstämme) zwischen Camping- und Elefanten-Platz überschritten. Ein paar Minuten später stand er vor dem Baumstamm, unser Tisch etwa 5m dahinter. «Der bleibt sicher auf seiner Seite» waren Dollys letzte Worte bevor sie in den Flo flüchtete, Häbi folgte dann, als der Elefant vor dem Tisch stand und die Wein- und Wasserflasche begutachtete.  

Chobe Mopani Forest Lodge

Direkt an der Grenze zu Zimbabwe bietet die Lodge an einem Wasserloch gelegen ebenfalls beste Ausblicke auf Elefanten. Anstelle der Bullen, die bei Elephant Sands vorherrschen, sind hier vor allem Familien mit Jungelefanten zu beobachten. Im Laufe eines Nachmittags sahen wir etliche Herden, bis zu fünfzig Tieren, die zum Trinken kamen, um danach so schnell wie möglich wieder im Busch zu verschwinden. Erst nach Sonnenuntergang blieben sie länger.

Beim Abendessen am Wasserloch durften wir noch einen Serval beobachten, der um das Wasserloch herum jagte. Der Dank für die folgenden Bilder geht an Rolf Hendriks, der auch beim Abendessen seine Profiausrüstung dabei hatte und diese super Aufnahmen schoss. Wir agierten nur als Beleuchter.

Victoria Falls (Zimbabwe)

Früh morgens wurden wir von unserem Fahrer im Camp abgeholt und nach Zimbabwe zu den Victoria Fällen gefahren. Zuerst betrachteten wir die Fälle aus dem Helikopter heraus, um deren Grösse erfassen zu können. Danach bewunderten wir das Naturwunder zu Fuss. Obwohl nicht mehr Hochwasser, die niederdonnernden Wassermassen (etwa 1000 m3/s), der Lärm, die Gischt boten ein eindrückliches Spektakel. Ab der Mitte der Fälle wurde es dann so wirklich nass. Doch dank Kino am See blieben wir einigermassen trocken.

Den Ausflug rundeten wir mit einem Lunch auf der Terrasse des historischen Victoria Falls Hotels mit Blick auf die Fälle ab.

Chobe NP River Front

Vom Tierreichtum unseres ersten Besuches vor acht Wochen begeistert, besuchten wir den Chobe NP entlang des Flusses ein zweites Mal. Doch die grossen Herden von Büffeln und Zebras hatten den Park auf ihrer Wanderschaft bereits verlassen. Nur die «sesshaften» Tiere, wie Impalas, Giraffen, Hippos, Löwen und natürlich Elefanten waren wie gewohnt in grosser Zahl zu bewundern. Erstmalig konnten wir auch die scheue Säbelantilope fotografieren. Bis anhin war sie jeweils im Busch verschwunden, bevor wir die Kamera zücken konnten.

Auf der Strasse nach Maun

Manchmal ist das Game Viewing auf der Hauptstrasse fast besser als im National Park. Zwischen Kasane und Maun sahen wir Sträusse, Warzenschweine (gut, die sieht man überall), Giraffen, Zebras, und viele Elefantenherden. Leider war die Hyäne ein Road Kill 😥

Einige der Elefanten habe es geschafft, die der Strasse folgenden Wasserversorgung zu knacken und sich ausgiebig daran zu bedienen.

Kgalagadi TFP – Mabuasehube

Stunning, meinte Wimpie, unser südafrikanischer Freund, sei Mabuasehube, stunning, mit mindestends 5 n’s. Also fuhren wir dahin. Die letzten 120km waren dann eine Geduldsprobe. Gravelrüttelstrasse mit von Erdhörnchen gegrabenen tiefen Potholes wechselten sich mit Sandpisten ab, die leider auch lausig zu fahren waren. Nach etwa vier Stunden hatten wir es geschafft. Beim Gate erhielten wir einen Campingplatz und die notwendigen Permits.

Das Mabuasehube Gebiet liegt ganz im Osten des Kgalagadi TFP auf botswanischer Seite. Es besteht aus einigen grösseren und kleineren Pans, an denen einzelne Campingplätze liegen, jeweils nur für ein Fahrzeug. Sandtracks verbinden die Pans miteinander. Das Gebiet ist typisch Kalahari, viel Buschwerk, einige Bäume, alles mit viel Dornen, hohes dürres Gras und Sand, Sand, Sand. Abgesehen von zwei künstlichen Wasserlöchern gibt es wenig Wasser. D.h. alle tierischen Aktivitäten konzentrieren sich um die Wasserlöcher. Löwenspuren findet man jedoch auf jedem Track.

Bei unserer Zufahrt zum Campingplatz standen zwei Büsche zu nah am Weg, dass Häbi mit Säge bewaffnet sie zurechtstutzen musste, während Dolly nach Löwen Ausschau hielt. Zwanzig Minuten später waren die Büsche weg und weitere zehn Minuten später war Häbi notdürftig gesäubert und verbunden, dass wir weiterfahren konnten. Einen weiteren Busch hätten wir wohl nicht geschafft, von Knie bis Kopf hatte der Busch seine Spuren hinterlassen.

Das Wasserloch bei der Mpayathutlwa Pan bot das beste Schauspiel. Zwei Löwenmännchen lagen etwa 50m vom Wasserloch entfernt und verdösten den Tag. Im Laufe des Tages kamen Impalas, Kudus und Wildebees zum Wasserloch, getrauten sich jedoch wegen der Löwen nicht näher heran. In einem grossen Bogen umgingen sie die Löwen um sich vorsichtig von hinten dem Wasserloch zu nähern. Es dauerte drei Stunden bis die ersten Impalas endlich trinken konnten, und es war nach ein paar Minuten auch schon wieder vorbei, als einer der Löwen seinen Kopf hob und einen müden Blick aufs Wasserloch warf. Weg waren die Impalas und der Löwe pennte weiter.

Häbis Versuch mit der Wasserschale vor dem Camper um Löwen und Leoparden anzulocken, funktionierte nicht. Wir konnten Löwen in der Nacht hören, jedoch verschmähten sie unser Wasser.

Mabuasehube war bis jetzt der Ort, an dem wir das naturbelassenste Afrika erleben durften – Stunnnnning.

Die Ausfahrt von Park war auch nicht wirklich besser, die ersten 60km war fahren im tiefen Sand, eine gute Demo, dass Lenkung klar überbewertet wird 😉 und danach die wiederum beliebte Rüttelstrasse mit versteckten Potholes.

Südafrika

Kgalagadi TFP – Twee Rivieren

Wir hatten noch zwei Tage zu überbrücken, bevor wir unseren Flo zum grossen Service in Upington bringen konnten. Also verbrachten wir die beiden Tage in Twee Rivieren. Sisyphus hatte gut gearbeitet, die Strassen waren gut zu befahren. Am ersten Tag fuhren wir früh los und gönnten uns ein ausgedehntes Frühstück an einem Wasserloch. Nach dem zweiten Espresso ging es weiter und schon nach ein paar hundert Metern entdeckten wir einen jungen Leoparden, der sich präsentierte, seine Kletterkünste demonstrierte und sich dann hinter einem Busch in den Schatten legte.

Ein paar Stunden später sahen wir einen anderen Leoparden im Schatten liegen und den Nachmittag verdösen. Sogar der ahnungslos vorbeigehende Springbok vermochte ihn nicht zur Jagd zu animieren.

Am nächsten Tag klapperten wir die beiden Orte nochmals ab – erfolglos . Dafür waren wir diesmal schnell genug, die fliehende Eland Herde zu fotografieren.

Upington

Dann war Servicetag in Upington. Der Flo bekam einen M2 Service mit Wechseln aller Filter und Oele, Spureinstellung und Batterieüberprüfung. Auch bei Häbi war ein Service wieder mal angebracht, so gab es einen neuen Haarschnitt (#6) und neue T-Shirts.

Manchmal bekommt man ganz unverhofften Besuch. Eine Kleinfleck Ginsterkatze überraschte uns beim Abendessen. Da sie nichts abbekam, verschwand sie leider schnell wieder.

Namaqua NP

Auf dem Weg zu unserem nächsten Quartier in Kamieskroon durchquerten wir die Steppen des Nordens. Kurz vor Springbok kam Farbe ins Spiel, die Sandsteppe schien weiss gezuckert, wie wenn leichter Schnee liegen würde und erste gelbe und orange Farbtupfer zeigten sich am Strassenrand. Die ersten der Frühjahrsblumen, die die Wüste erblühen lassen waren da. Je näher wir zu Kamieskroon kamen, umso häufiger, grösser und intensiver wurde die Wildblütenpracht. Etliche Male hielten wir staunend am Strassenrand an. Wir konnten uns noch gut an die Trostlosigkeit dieser Strecke erinnern, die wir bereits auf dem Weg nach Namibia befahren hatten. Die Siedlung Moetverloor brachte es auf den Punkt –  gut Moetverloor hatte auch dieses Mal keine Blumen, jedoch war die Landschaft durch den Regen einiges grüner.

Schon in Kamieskroon präsentierten sich Wiesen in leuchtendem Orange. Wir genossen es, durch die wilde und blühende Landschaft wandern zu können, ohne auf Wildtiere achten zu müssen. Doch sollten wir diesen und am nächsten Tag fünf Schlangen sehen, klein aber giftig, die Büschelbraune-Puffotter. Am nächsten Tag fuhren wir in den Namaqua NP. Wow, einfach überwältigend. Auf den Hochebenen, die früher der Schafshaltung dienten und deshalb überall dieselbe Grassorte aufweist, alles in dichtem Orange. Kaum hatten wir ein beeindruckendes Blumenfeld gesehen, sahen wir noch ein anderes, besseres, leuchtenderes, ….

Auf dem Weg nach Soebatsfontein kamen wir in ein Tal, in welchem das uniforme Orange durch verschiedene Nuancen von Gelb, Blau und Weiss abgelöst wurde. Die Köcherbäume zeigen, dass diese Landschaft während der restlichen Zeit des Jahres ein Trockental ist, nun stehen sie in einem dichten Blumenteppich. Auf der Rückfahrt ausserhalb des NP ging das Spektakel weiter, nach jeder Kuppe präsentierte sich ein neues Farbspektakel.

Nach vier Tagen zogen wir weiter Richtung Cederberge. Entlang der Strasse wechselten sich die kargen mit den blumenüberzogenen Stellen ab.

Cederberge – Biedow River

Auch die Cederberge sind ein Wildblumenparadies. Hier ist der Blütenhöhepunkt bereits überschritten, während im Namaqua NP dieser erst im September erreicht wird. Trotzdem boten die Wiesen und Büsche entlang des Biedow Rivers ein eindrückliches Schauspiel.

Nach so vielen Blumen machten wir einen Abstecher nach Lambarts Bay, muss man nicht gesehen haben, der Seafood war jedoch 👍👍👍

Cederberge – Kromrivier

In den Cederbergen wollten wir ausgiebig wandern. Was wir auch taten, bis uns die lange versprochene Kaltfront dann doch erreichte.

In der Nacht hatte es ausgiebig geregnet, das kleine Flüsschen hatte sich in einen reissenden Strom verwandelt und die Gravelroads zum Teil in Schlammpisten. Aber eigentlich ging alles gut, bis wir kurz vor der Hauptstrasse auf einen LKW trafen, der mit seinem Anhänger quer in der Strasse stand. Für die glitschige Strasse hatte er definitiv zu viel geladen. Der nahe Farmer zeigte mit seinem Traktor, wie man Drehmoment gekonnt auf die Strasse bringt. Die dringende Reinigung unseres Flos hat uns dann zwei Stunden gekostet.

In The Bath genossen wir zwei Tage lang die warmen Quellen und liessen es uns gut gehen.

Cape Town

Eigentlich wäre die Montage der Seilwinde und der Bullbar angestanden. Dieses Projekt läuft schon (zu) lange. Zuerst gab es keine Bullbar, so hatten wir den Bullbarhersteller direkt angefragt. Der meinte, er könne alles liefern. Einen Tag vor der Montage, bekamen wir eine E-Mail, dass die Winde nicht bereit sei und nun eine andere Firma ein anderes Produkt montieren würde.

Anstelle der Montage verbrachten wir den Vormittag beim Bullbar-Lieferanten und danach beim neuen Lieferanten der Winde. Nun hoffen wir, dass es diesmal klappt.

Eigentlich (schon wieder) wäre Schuhshopping für Dolly als Wilderness-Alternativprogramm angesagt gewesen. Kaum hatten wir jedoch den Campingplatz verlassen, ertönte ein Alarm und die Getriebefehleranzeige leuchtete auf. Nach einigen Telefonaten mit der SA-Iveco Hotline und Austausch von Dokumenten per WhatsApp stand dann Wayne, ein Mechaniker der nahen Iveco-Werkstatt, bei uns und begann mit der Fehlersuche. Auch bei der vertieften Untersuchung in der Werkstatt wurde kein Problem gefunden und wir wurden mit den besten Wünschen entlassen. Ein ungutes Gefühl bleibt.

Die Schuhe wurden dann am nächsten Tag erstanden. Beachbummel und leckerer Fisch rundeten den Tag ab.

Franschhoek

Die nächsten paar schönen Tage verbrachten wir im Weingebiet, genossen das gute Essen, testeten ausgiebig Champagner und entspannten uns abends im Hot Tub von den alltäglichen Strapazen 😂

Hermanus

Als auf der Küstenstrasse kurz nach Sommerset West die beiden Felsen im Meer plötzlich ihre Richtung änderten, wussten wir, dass wir Wale sehen würden. Hermanus ist ein guter Ort, um Wale zu beobachten. Jedes Jahr kommen Blau-, Buckel- und Glattwale an die Küste vor Hermanus, um ihre Jungen zu gebären und sich zu paaren. In der flachen Bucht vor Hermanus sind jedoch nur die Glattwale sichtbar, doch mit 15 m Länge und 50 t auch imposant.

Whale Watching machten wir vor allem von der Küste aus. Von den Klippen aus konnten wir die vorbeitreibenden Wale gut beobachten. Zwischen dem neuen Hafen und der Grotto Beach gibt es einen durchgehenden Klippenpfad mit bester Sicht auf die Wale, die sich von Ost nach West in der Strömung treiben lassen. Von dort schossen wir auch alle Bilder. Meist sieht man mehrere Wale gleichzeitig. Unser Whale Watching Trip mit dem Boot war hingegen ein Flop, Wale hatten wir schon gesehen, es schaukelte jedoch in den etwa fünf Meter hohen Wellen so stark, dass unser Fokus aufs «nicht über Bord gehen» und nicht auf dem Fotografieren lag. Die aufkommende Seekrankheit auf der Rückfahrt rundete den Ausflug ab. Das Highlight war der springende Wal vor dem Hafen, den wir beim Warten auf das Boot sahen.

Das wechselhafte Frühlingswetter mit viel Sonne, unterbrochen von zum Teil heftigen Regen, beeinflusst auch die Aktivität der Wale. Scheint die Sonne, so sind auch die Wale aktiver und springen vermehrt. Meistens springen sie drei bis vier Mal kurz hintereinander, das lässt Zeit, die Kamera auszurichten. Am letzten Tag sahen wir sicher zwanzig Wale springen.

Wir verbrachten sechs herrliche Tage in Hermanus, wanderten auf dem 10 km langen Küstenpfad den Klippen entlang, beobachteten die Wale und genossen das Essen in den vielen guten Restaurants.

Tulbagh (Route-62)

Als Nächstes befuhren wir die Route-62, die im Hinterland parallel zur Gardenroute Richtung Port Elizabeth führt. Diese Route ist landschaftlich ebenfalls sehr interessant und führt durch die Kleine Karoo.

Wir verliessen Hermanus mit einem weinenden Auge, bis anhin klar unser Lieblingsort in SA. Wir fuhren auf derselben Strasse Richtung Franschhoek, die wir bereits im (Süd-) Herbst befuhren. Welch Wandel, im Herbst sahen wir eine verdorrte Landschaft, in welcher die Schafe nach den letzten Grashalmen suchten, nun war alles in sattem Grün. Das Gras stand hoch und das Getreide gedieh auf den riesigen Feldern und auch hier blühten hier und da die Wildblumen.

Das Örtchen Tulbagh besitzt eine Reihe von historischen kap-holländischen Häusern und liegt, wie fast alles seit Hermanus, in einem Weinanbaugebiet.

Montagu (Route-62)

Nach Worchester biegt man in das Tal nach Robertson ab. Wechselten sich zuvor Getreide mit Viehzucht und Weingüter ab, erblickt man in diesem Tal nur noch Weingut an Weingut, gelegentlich unterbrochen von einer Apfelplantage. Wir fuhren durch diese herrlich blühende Landschaft und widerstanden den vielen verlockenden Degustationsmöglichkeiten, war doch heute unser alkoholfreier Tag. Montagu, wie auch Calitzdorp, hatten wir ausgewählt, da beide Orte heisse Quellen besitzen, was beim zum Teil nasskalten Wetter eine richtige Wohltat war.

Calitzdorp (Route-62)

Nach Montagu beginnt die Kleine Karoo, eine Halbwüste, zurzeit durch die vielen Regenfälle sehr grün. In Calitzdorp Spa (heisst wirklich so) waren wir alleine. Also fast, wären da nicht die etwa 100 Auszubildenden für die Feuerwehr gewesen, die hier ihre Basisausbildung absolvierten. Zugschule und Singen war schon gut, bei der Brandbekämpfung sahen wir noch Potential. Dass sie um 5 Uhr aufstanden, war ein unschöner Nebeneffekt. Die heissen Quellen (42 C) hatten wir jedoch für uns, sie waren super. Nach einer halben Stunde einweichen, schwebten wir wie auf einer Wolke. Keine Verspannungen mehr, kein schmerzender Muskel, alle Gelenke geschmiert. Tönt wie ein Rentnerausflug, bald kaufen wir unsere erste Heizdecke 😉

Oudtshoorn (Route-62)

Die ersten Straussenfarmen verkündeten, dass wir uns Oudtshoorn näherten. Neben den Straussenfarmen, die hier besichtigt werden können, sind die Cango Caves mit ihren Tropfsteinformationen die Hauptattraktion. Natürlich können auch Geparde gestreichelt und Krokodile beim Zubeissen beobachtet werden.

Auf einen Straussenfarmbesuch hatten wir verzichtet, da Dolly ihren «Muttertags-Strauss» vom letzten Mal immer noch nicht verdaut hat. Die Cango Caves sind jedoch immer wieder einen Besuch wert. Wir buchten die Chicken-Tour und verschoben die Adventure-Tour mit Kriechen durch die engen Schächten auf das nächste Mal.

Swartberg Pass / Prins Albert (Route-62)

Kurz nach den Cango Caves beginnt die Swartberg Passstrasse, die von der Kleinen auf einer engen Gravelstrasse durch eine wilde Schlucht in die Grosse (sieht aus wie die Kleine) Karoo führt.

Am Fusse der Passstrasse befindet sich Prins Albert, ein kleines hübsches Dörfchen, das wir so nicht erwartet hatten. Schön renovierte Hotels und Guesthouses reihen sich entlang der Hauptstrasse, an der auch etliche einladende Restaurants liegen.

Die Rückfahrt am nächsten Tag führte durch das Prince Albert Valley, dann durch die eindrückliche Meiringspoort-Schlucht zurück nach Oudtshoorn. Von dort ging es durch weite Täler nach Jeffreys Bay ans Meer. Dort wehte der Westwind so stark, dass unser Flo, obwohl gut in den Wind gestellt, wild hin- und herschwankte. So mussten wir unser Abendessen in unserem Lieblingsfischrestaurant verschieben, und wir verzogen uns für eine Nacht ins Landesinnere.

Addo Elephant NP

Nachdem wir unseren Besuch beim Fischrestaurant am nächsten Tag nachholten, zogen wir weiter zum Addo, der immer wieder einen Aufenthalt wert ist. Grün war der Addo bei jedem Male gewesen, doch nun waren alle Wasserlöcher voll, auch die grossen. Der Wasserüberfluss lockte auch den letzten Elefanten aus dem Busch. So tummelten sich an jedem Wasserloch Elefanten, an den kleinen Stauseen bis zu 50 Tiere. Bei so viel Wasser war das Trinken Nebensache. Die Tiere genossen den Überfluss, tollten im Wasser herum, tauchten ab und spielten U-Boot, nur der Rüssel war noch sichtbar, drückten einander unter Wasser – wie Kinder. Nur Mütter mit kleinen Kälber mieden den Trubel.

«Who’s the Boss» wurde uns auch vorgeführt. An einem Wasserloch standen etwa 20 Muttertiere mit Jungen und ein alter Elefantenbulle. Da schlenderte ein stattlicher Jungbulle zum Wasserloch. Noch bevor er dieses erreicht hatten, waren alle Elefanten ausser dem alten Bullen verschwunden, die wussten was kam. Der Jungbulle ging zum alten Bullen und zeigte seinen Respekt, indem er seinen Rüssel an die Stirn des Alten legte. Dann ging er zurück. Das wiederholte sich ein paar Mal. Mal ging der Junge zurück, mal der Alte. Bei jeder Begegnung bestieg der Altbulle einen kleinen Feldherrenhügel, was ihn einiges grösser erscheinen liess, das erschreckte den Jungen jedoch nicht und kam immer wieder zurück, bis es dem alten Platzhirsch zu viel wurde und er den Jungen attackierte und davonjagte.

Wir hatten gerade das Gate des Addo NP verlassen und fuhren der Parkgrenze entlang, als wir etwas grossen Graues entdeckten. Voll auf die Bremse und sofort zurückgesetzt. Tatsächlich ein Nashorn, das so nett war stehen zu bleiben, bis Häbi seine Kamera aus dem Wohnteil geholt hatte.

Unser Carnet de Passages läuft Mitte Oktober aus. Der TCS hatte innerhalb zweier Tage das Nachfolge Carnet ausgestellt und per Kurier losgeschickt. So machten wir uns auf den Weg nach Johannesburg, um das Carnet abzuholen und beim Zoll nachzufragen, ob wir das neue Carnet in Johannesburg aktivieren können oder wir nach Mosambik fahren müssen.

Johannesburg

Wir standen vor dem Gate unseres Campingplatzes und warteten bis unser Host, David, das Gate öffnen würde, als es plötzlich aufging und ein Fahrzeug mit AG Nummer hinter uns stand und wir auf berndeutsch angesprochen wurden. Auch Urs, den wir bereits im Kgalaghadi getroffen hatten, war hier stationiert. Es entwickelte sich ein richtiges Schweizertreffen.

Von der iOverlander App hatten wir die Information, dass man Carnets auch beim Zoll in Johannesburg ersetzen konnte. Also fuhren wir am nächsten Morgen hin. Wir wurden freundlich empfangen, der Parkplatzwärter fragte bereits nach unserem Anliegen und verwies uns direkt an die richtige Stelle. «Ja», lautete die Antwort, «sie könnten es machen, bräuchten jedoch ein Erlaubnisschreiben» und gaben uns eine Kontaktadresse mit, die sich als Südafrikanischer Automobil Association herausstellte. Innerhalb einer halben Stunde erhielten wir vom SAAA das notwendige Formular. Als wir zwei Stunden später unsere Applikation zurückschickten, hatte der SAAA bereits beim TCS die Deckungsbestätigung eingeholt. Hoch professionell die beiden Automobilclubs!! Der SAAA beantragte daraufhin beim SARS (South African Revenue Service) das Erlaubnisschreiben, welches einen Tag später eintraf.

Nun ohne Zwang, für die Carnetablösung nach Mosambik fahren zu müssen, entschlossen wir uns die Drakensberge zu besuchen und unsere vom vielen Fahren erschlaffte Beinmuskulatur wieder etwas zu stärken.

Drakensberge – Golden Gate Highlands NP

Die Drakensberge können nicht mit europäischen Bergen verglichen werden. Es ist eher ein gebirgiges Hochplateau, welches an den Rändern steil in die Ebene abfällt. Alle Parks der Drakensberge liegen an diesem Abbruch. Da wir «the Berg», wie er hier genannt wird, am Ende der Trockenperiode besuchten, war alles gelb anstelle des normalen Grün. Nur an Stellen, welche zuvor abgebrannt waren, zeigte sich das erste zarte Grün. Der Golden Gate Park liegt in einem Durchbruch durchs Plateau, so logierten wir zwischen steil aufragenden gelb-orangen Felswänden.

Am ersten Tag unternahmen wir eine «kleinere, leichte Einlauftour mit knapp 400 Höhenmetern» wie es der Guide H. überzeugend erklärte. Die Tour war wunderschön, mit schönen Fernblicken, in einem Tal hatten wir Wildebees und Zebras als Begleiter. Am Ende standen dann knapp 1000 Höhenmeter auf dem Zähler und wir waren nudelfertig. Dass es in den Bergen immer wieder runtergeht, hatte der Superguide locker übersehen. Der Muskelkater während der nächsten beiden Tagen war exquisit.

Drakensberge – Royal Natal NP

Die Hauptattraktion des Royal Natal NP sind die Tugela Wasserfälle, die sich vom Hochplateau von 3000m über 948m in die Tiefe stürzen – in der Regenzeit. Bei uns am Ende der Trockenzeit sieht man das imposante Amphitheater mit den beiden markanten Guards links und rechts und kann sich die Wasserfälle vorstellen. Die Wanderung zum Tunnel des Tugela Flusses war trotzdem ein Highlight. Nach einem zweistündigen, einfachen Fussmarsch und zwanzig Minuten kraxeln im Flussbett erreichten wir den Tunnel, eine enge vom Fluss gegrabene Schlucht, durch die ein glasklarer, eiskalter Bach fliesst.

Der Frühsommer war zurückgekehrt, draussen Frühstücken und abends lange draussen sitzen, waren wieder möglich. Auch die Temperaturen tagsüber stiegen wieder auf über 30C, zum Wandern doch sehr heiss. So verlegten wir die restlichen kleineren Touren in den frühen Morgen und verbrachten die heissen Nachmittagen an und ein bisschen in den sehr erfrischenden Rockpools, die hinter dem Campingplatz lagen.

Drakensberge – Champagne Castle

Bergmässig war es hier definitiv am wenigstens attraktiv. Gute Wanderwege sind vorhanden und Pools zum Abkühlen gibt es auch. Das Tal bietet jede Menge Möglichkeiten sich aktiv zu vergnügen, von Abenteuerpark, über Abseilen, Mountainbikepfade oder in den vielen Restaurants und Farmstalls diverse Leckereien geniessen.

Nach einem ersten heissen Tag, an dem wir wanderten, genossen wir danach zwei Nebel-Niesel-Tage mit Nichtstun und im Austausch mit einem österreichischen Paar, welches schon längere Zeit Afrika bereist.

Drakensberge – Golden Gate Highlands NP

Wir wollten nicht in einem Rutsch zurück nach Johannesburg fahren, deshalb entschlossen wir, nochmals einen Zwischenstopp im Golden Gate Highlands NP einzulegen. Doch welch Schock, wo zuvor noch Wälder und hohes dürres Gras standen, war nun alles schwarz. Ein Buschfeuer hatte ein paar Tage zuvor gewütet und konnte knapp vor dem Campground und der Strasse gestoppt werden. Es war von einer Farm in den Nationalpark übergesprungen und hatte weite Teile abgebrannt.

Es sah nicht nur deprimierend aus, der Wind wirbelte auch immer Aschereste in die Luft, die sich dann überall verteilten. Unser weisses Innendesign bekam einen leichten Stracciatella-Look.

Johannesburg – Ablösung des Carnet de Passages

Alles war vorbereitet –  wir hatten beide Carnets, das Erlaubnisschreiben des SARS und einen Termin beim Zoll – trotzdem waren wir etwas nervös, ob es klappen würde. Doch überflüssig, alles lief reibungslos. Die Dame vom Zoll überprüfte nur die Rahmennummer. Sie interessierte sich jedoch mehr für das Innenleben des Flos, welches sie dann ausgiebig besichtigte. Danach warteten wir fünf Minuten und erhielten beide Dokumente korrekt gestempelt zurück. Nachdem wir das alte CPD auf einer PostNet Filiale zum TCS zurückgeschickt hatten, ging es nach Pretoria.

Pretoria

Operation Bikini stand an. Minutiös geplant, potentielle Malls im Internet abgecheckt, optimale Fahrrouten vorbereitet, ging es los. Doch die Ausbeute war mager. In SA werden Bikinis von Unterzwanzigjährigen getragen, danach trägt Frau Badekleid bis knapp über dreissig und dann werden Leggins oder Shorts und T-Shirt den Vorzug gegeben. Mit jedem besuchten Geschäft verschlechterte sich die Laune von D. Konstruktive Vorschläge seitens der Begleitung, vielleicht mal ein Badekleid zu versuchen, blieben ungehört. So verlief der erste Tag erfolglos. Der zweite Tag war für die Haarpflege eingeplant. Neben einem tollen, neuen Schnitt kehrte D. mit Bademode-Insiderinformationen zurück. Und so machten wir uns erneut auf den Weg und nach ein paar Abstrichen in Schnitt und Farbgebung wurden wir doch noch fündig.

Eine kleine Stadtrundfahrt rundete unser Pretoria-Programm ab. Zurzeit blühen Jacarandabäume, welche die Strassen säumen. Der ganze Baum strahlt in Violett, ein herrliches Bild. Leider war das Union Building mit der Nelson Mandela Statue geschlossen. Am Wochenende gibt es nichts zu sehen. Die Wachen lagen im Park und meinten, am Montag wieder. So besuchten wir das Vortrekker-Monument, welches aus burischer Sicht die Besiedelung von SA aufzeigt, eine ziemlich blutrünstige Geschichte.

Nun endet unsere Frühjahrsreise. Wir werden mit unseren Freunden Leonie und Wimpie für ein paar Tage nach Mosamik fahren und unseren Flo in Pretoria stehen lassen.

Diese Reise hat uns beide absolut begeistert. Wir hatten oft kaltes und nasses Wetter, doch was wir an Blumen, einer satten Natur und Tieren gesehen hatten, übertraf alle unsere Erwartungen. Wir sind der Meinung, dass wir auf dieser Frühjahrsreise das schönste und abwechslungsreichste Südafrika gesehen haben.