Upgrade
Nach drei intensiven Wochen in der Schweiz kehrten wir zurück in die Wärme und liessen Nieselregen, Erkältung aber auch unsere Freunde und Lieben zurück.
Bei Exploryx hatten wir uns mit Ersatzteilen und einem Schutzspoiler für die vordere Dachklappe versorgt, die nun verbaut werden mussten. So schraubten wir den Kompressor wieder ein, klebten den Schutzspoiler aufs Dach, montierten den Spiegelschrankriegel und den Gasflaschen-Rotationsverhinderer und kontrollierten die Kabeldurchführung durchs Dach. Nachdem dann noch das Wassersystem desinfiziert und die Sitzbezüge gewaschen waren, sassen wir zufrieden mit einem Bier in der Sonne. David, unser Host, knapp 80 Jahre jung und immer beschäftigt, kam vorbei und meinte: «Wenn ihr nichts mehr zu tun habt, könntet ihr noch euren Campingtisch abschleifen und neu bemalen. Ich habe Sandpapier und Klarlack». Jetzt sieht der Tisch fast wie neu aus.
Am folgenden Montag ging es früh nach Pretoria zu LA Sport. Endlich nach 14 Monaten wurde die Bullbar und die Winde montiert. Da alle Löcher mit der Handbohrmaschine gebohrt wurden, waren die beiden Mechaniker den ganzen Tag beschäftigt. Spät abends wurde dann erstmals das Seil aufgerollt und am nächsten Morgen die elektrische Installation abgeschlossen. Übernachtet haben wir auf dem Hof von LA Sport, nicht gerade idyllisch, jedoch praktisch. Nun fehlt nur noch die korrekte Deaktivierung des Airbags, Iveco hatte hier etwas Mühe. So sind wir zurzeit mit drei Fehlermeldungen unterwegs, die das Ziehen der Sicherung ausgelöst hatte.
Der Flo erhielt auch noch vier neue Reifen. Die alten Reifen hatten etwa 35000 km auf dem Buckel, waren durch die schlechten Strassen in Namibia und Botswana arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Gummimischung des Hankook DynaPro scheint zu weich für die schlechten Strassen in Afrika zu sein. Da wir keine Reifen mit dem benötigten Loadindex 129 auftreiben konnten, hatten wir die Hinterachse mit den beiden Hankook-Reservereifen (129) und die Vorderachse mit Goodrich (124) bestückt.
Hermanus
Für unsere Fahrt in Norden waren wir noch etwa vier Wochen zu früh, es war einfach zu heiss und die Regenzeit noch nicht vorbei. Also beschlossen wir nach Hermanus zu fahren und uns umzusehen, ob ein für uns passendes Haus zu kaufen wäre.
Mit Sylvia und Hans, auch mit einem Exploryx in Afrika unterwegs, hatten wir uns schon einige Male per Mail ausgetauscht, getroffen hatten wir uns jedoch noch nie. Doch nun ergab es sich. Mitten im Nirgendwo (Hanover, mit nur einem «n») trafen wir uns und verbrachten einen gemütlichen Abend mit intensivem Wissensaustausch miteinander.
Häuser 1
Nach intensiven Internetrecherchen und vielen Diskussionen über mögliche Kandidaten, die Suche begann übrigens bereits im winterlichen Küsnacht, hatten wir vier Häuser identifiziert, die wir uns ansehen wollten. Den zuständigen Makler hatten wir angeschrieben und um Besichtigungstermine gebeten. Wir waren dann doch leicht enttäuscht, als wir zwei Tage vor Ankunft, die Information bekamen, dass zwei der Häuser bereits verkauft und eines vom Verkauf zurückgezogen war. Leider war auch unser Favorit verkauft, ein schlichter Bungalow, drei Schlafzimmer auf 230m2, gilt in Südafrika als schlicht. Wir konnten es trotzdem noch besichtigen, wir hätten es direkt gekauft, aber eben 😥
Das verbliebende Haus, in den typischen SA Dimensionen gebaut, also riesige 430m2, war eigentlich wunderschön, zumindest Teile davon. Etwas zu viele Schlafzimmer (5) und Bäder (5), eine Bar für sechs Personen, der Masterbedroom so gross, dass man das Bett suchen musste und gemäss unserer Architekturexpertin S. aus Z. der Grundriss zerschnitten. Der grosse offene Koch-, Ess- und Wohnraum und das schöne Pool im schmucken Garten waren die Highlights. Auch die Wohnlage in Eastcliff, in Fussdistanz zum Meer, Restaurants und Einkaufen, an einer ruhigen Strasse gelegen, war super. Unsere Recherche beim städtischen Planungsamt ergab, dass in diesem Bereich in absehbarer Zeit weder eine Schnellstrasse noch eine Atommüllhalde 😉 geplant waren.
Nach zweimaliger Besichtigung hatten wir uns schlussendlich entschieden, das Haus nicht zu kaufen. So schön es war, umgeben von Mauern und Nachbarhäusern, ohne Sicht aufs Meer oder Berge, konnten wir uns dem Eindruck eines sehr edlen Gefängnisses nicht erwehren.
Also zurück auf Feld eins.
Neben dem «stressigen Businessprogramm» blieb uns genügend Zeit, die Schönheiten von Hermanus zu geniessen. Auch Weine gibt’s in der Nähe, so besuchten wir im Hemel-en-Aarde Tal das Weingut Creation, welches einen der ersten Plätze bei World’s Best Vineyards erzielt hatte.
Häuser 2
Die meisten SA-Häuser tendieren dazu die Ausnützungsziffer möglichst auszunutzen. Alles ist immer riesig, mit zu vielen Zimmern, toten Räumen und selten ansprechend designed. Die Grundstücke wirken immer vollgepappt. Wir nannten es Bulk-Architektur.
So begannen wir mit der Idee zu spielen, anstelle eines Hauses, ein Grundstück zu kaufen und nach unseren Vorstellungen zu bebauen. Zwei Grundstücke in Lage und Preisvorstellung standen zur Verfügung, eines in Voelklip, das andere in Westcliff. Wir schlugen uns mit Baulinien, Restriktionen, Nachbarschaft, Verkehrslärm, Baukosten (tief), Genehmigungsverfahren (sehr schnell) etc. herum. Am ergiebigsten waren jeweils die Gespräche mit den Hundegängern, die in der Nachbarschaft wohnten. Gegen Abend mussten alle Hunde Gassi, so konnten wir Frauchen und Herrchen in Ruhe «interviewen» und ihnen die Vor- und Nachteile der Wohngegend entlocken.
Das Voelklip-Grundstück war unser Favorit, direkt am Strand, nur durch einen schmalen Naturschutzgürtel getrennt. Es war jedoch nicht klar, ob wir vom zweiten Stockwerk nicht nur die stattlichen Bäume, sondern auch das Meer sehen könnten. Bei unserem dritten Besuch des Grundstücks kamen wir mit der Nachbarin ins Gespräch (auch mit Hund) und sie lud uns zur Begutachtung der Sicht in ihr Haus ein. Welche Enttäuschung, die Büsche und Bäume einfach zu hoch und leider unter Naturschutz.
Ein Grundstück zu erwerben und dann darauf zu bauen, würde unsere Reise etwa zwei Jahre verzögern. So entschieden wir uns schlussendlich auch beim Westcliff-Grundstück, mit Blick aufs nahe Meer aber ohne Strandnähe, dieses auch schweren Herzens nicht zu kaufen. Vielleicht können wir die Erstentwürfe von Sarah später einmal wiederverwenden.
Um unsere Gedanken ordnen zu können, machten wir während unser Evaluation einen Abstecher ins Weingebiet von Stellenbosch und Franschhoek und danach ans Meer nach Gaansbaai, dem Käfigtauchzentrum für weisse Haie. Seit Orcas die weissen Haie jagen, haben sie sich rargemacht. Einige der Einheimischen meinten, die Haie seien clever und hätten sich verdrückt um wieder zu kommen, andere meinten, sie seien schlicht alle gefressen worden. Also nichts mit Tauchen.
Nachdem wir uns entschieden und auch die Idee des Maklers (ein guter Makler hat immer noch eine Idee), jetzt kaufen und später bauen, verworfen hatten, genossen wir noch einige wunderschöne Tage in Hermanus. Wir werden sicher zurückkommen.
Addo Elephant NP
Ein Elefant geht immer. So war der Addo NP auf unserer Rückreise unser erstes Ziel. Wir sollten nicht enttäuscht werden, die Elefanten waren wiederum zahlreich. Wir freuten uns so auf den Park, dass wir erst beim Registrieren merkten, dass wir einen Tag zu früh waren. Doch es fand sich ein Plätzchen für eine Nacht.
Kimberley
Die Strasse nach Kimberley führte durch die grosse Karoo, Dryland. Nur die genügsamen Schafe und ab und zu ein paar magere Rinder suchten die spärlichen Grashalme zwischen den vorwiegenden Büschen. Kommt man in die Nähe eines Flusses wird aus dem Dryland mit Bewässerung fruchtbares Ackerland. Runde Mais-, Weizen- und Sonnenblumenfelder liegen entlang den Flüssen. So auch Orania, nahe dem Oranje (Fluss), ein kleines hübsches Örtchen inmitten von riesigen Feldern. Wir wunderten uns schon, dass wir konsequent auf Afrikaans angesprochen wurden und weder im Café noch im Supermarkt farbige Arbeitskräfte zu sehen waren. Orania ist keine politische Ortschaft, sondern eine Aktiengesellschaft und sieht sich als Keimzelle eines neuen burischen Staats, in dem die (weissen) Einwohner nur von ihrer eigenen Arbeitskraft leben. Na ja, man kann Apartheit auch so formulieren.
1866 wurden die ersten Diamanten in Kimberley entdeckt und bald darauf buddelten Tausende in ihren kleinen Claims nach Diamanten und das Big Hole entstand, zuerst im Tagebau, danach im Bergbaubetrieb. Schlussendlich hatte Cecil Rhodes alle Claims aufgekauft und in seine De Beers Gesellschaft einverleibt. De Beers hiess der Eigentümer der Farm auf der die Diamantenfelder lagen.
Das Big Hole war sehr eindrücklich. Kaum zu glauben, dass es in Handarbeit entstanden ist.
Die Ausstellung zeigte echte Diamanten 😜 und Replikate bekannter Diamanten, die in Kimberley gefunden wurden, die Arbeitsmittel und Lebensumstände der Diamantensucher der damaligen Zeit.
Ohne Diamanten ging’s dann nach Johannesburg.
Upgrade 2
Die Hinterachse unseres Flos war stark belastet, die Blattfederung lag immer auf dem untersten Blatt. Das Fahrverhalten war etwas schwammig und bei unebenen Fahrbahnen begann der Aufbau zu schaukeln.
Bei LA Sport wurden die Blattfedern mit einem vierten parabolischen Blatt verstärkt und die spargel-ähnlichen Iveco Stossdämpfer durch zwei fette Offroad-Stossdämpfer von Tough Dog ersetzt. Die Torsionsstabfederung der Vorderachse wurde ebenfalls neu eingestellt, die Gummipuffer lagen auf den Endanschlägen.
Das Fahrverhalten bei höheren Geschwindigkeiten hat sich verbessert. Wie sich das bei Gravel verhalten wird, werden wir bald wissen. Durch die Einstellung der Vorderachsfederung werden nun Schlaglöcher nicht mehr direkt «durchgereicht». Und, wir fahren nun ein paar Zentimeter höher 😊.
Unfall
Wir hatten uns gerade in ein etwas zu kleines Parkfeld reingequetscht und wollten aussteigen, als wir brechendes Glas hörten. Der Fahrer eines ausparkierenden Fahrzeugs hatte unsere Heckbox übersehen. Die Schrammen an der Heckbox waren bescheiden, die Heckscheibe des anderen Fahrzeugs nicht mehr heil.
Jetzt freuen wir uns, wenn es endlich Richtung Zimbabwe losgeht!