Einreise
Den Grenzübertritt machten wir in Mata-Mata. Die Ausreise tätigten wir bereits zwei Tage zuvor in Twee Rivieren bei den südafrikanischen Behörden, in Mata-Mata waren nun die namibischen Formalitäten erforderlich. Uns erwarteten 3 Beamte (Immigration, Strassenzoll und die Polizei). Nach knapp 15 Minuten war alles abgeschlossen, alle Gebühren bezahlt und Formulare ausgefüllt. Die abschliessende Inspektion des Fahrzeugs durch die Polizei auf verbotene Lebensmittel verlief sehr locker. Wir hätten unseren geliebten Parmesanvorrat gar nicht so gut verstecken müssen. 😉
Auf herrlichen feinen Gravelstrassen fuhren wir Richtung Keetmanshoop. Zuerst über Dünen, dann durch leere, flache, immer karger werdende Steinwüsten. In Keetmanshoop füllten wir unsere Lebensmittelvorräte wieder auf und beschafften uns namibische SIM-Karten. Was bei unserer letzten Reise innerhalb von Minuten ging, zog sich dieses Mal über Stunden hin. Wir mussten erst bei der Polizei vorbei und einen Stempel auf einem Formular abholen, dann zurück zum MTC-Shop und warten … lange warten … kurz vor fünf Uhr hatten wir zwei SIM-Karten und Guthaben.
Fish River Canyon
Es ist ein eindrücklicher Canyon in dieser öden Wüstenlandschaft. Leider darf man nicht zu Fluss absteigen und wieder zurück, da sich bei dieser Wanderung Touristen beim Rückweg verirrt hatten. Also wanderten wir der Kante entlang und versuchten die besten Bilder einzufangen.
Am Ende des Canyons liegt Ai-Ais, das für seine heissen Quellen bekannt ist. Seit unserem letzten Besuch hat sich der Ort nicht wirklich zum Besseren gewandelt. Die staatlich angestellten Mitarbeiter zeigten relativ wenig Motivation diese eigentlich schöne Anlage in Schuss zu halten. Das Aussenpool war nicht wirklich warm, bedenkt man doch, dass die Quelle mit 65C sprudelt und die Algen färbten das Wasser bereits grünlich. So verliessen wir diesen Ort bereits wieder nach einer Nacht und fuhren nach Aussenkehr an den Oranje.
Entlang des Oranje in die Namtib
In Aussenkehr erreichte uns der eingeschriebene Brief von Iveco, der sich schon länger angekündigt hatte. Es war eine Rückrufaktion. Es könne sein, dass sich die Befestigungschrauben der Servolenkung gelöst hätten und deshalb die Schrauben ersetzt werden müssten. Am nächsten Morgen schrieben wir Iveco Walvis Bay an, ob sie dies beheben könnten und fragten Iveco Kloten und Walvis Bay, um welche Schrauben es sich handelt. Nach Walvis Bay sind es noch gut 2000 km über Rüttelstrassen und ohne Lenkung macht es definitiv keinen Spass. Beide Iveco Zentren schickten bebilderte Anleitungen. Herzlichen Dank! Zwei der vier Schauben waren lose, mit zwei Fingern drehbar. Nun liegt Häbi vor jeder Fahrt unter dem Auto und überprüft diese vier Schrauben.
Die Strasse dem Oranje entlang Richtung Oranje Mund führt durch eine wilde, zerklüftete Landschaft. Mal folgt sie dem Fluss, dann überwindet sie einen kleinen Pass im Hinterland um wieder dem Fluss zu folgen. Die Strasse war geschlossen, ein fettes Schild war quer über die Strasse aufgestellt. Wir hatten jedoch die Information, dass die Strasse problemlos zu befahren sei. Also kurvten wir locker um die Absperrung und genossen die fast verkehrsfreie Fahrt.
Camping in Namibia unterscheidet sich vom demjenigen in Südafrika. In Namibia campieren Touristen, hauptsächlich aus D, CH und SA. In Südafrika campieren Südafrikaner. Bezieht man in SA seinen Pitch, steigt man aus und begrüsst die Nachbarn. Schon ist man am Quatschen und tauscht sich aus. Macht man dasselbe in NAM, so kriegt man vielleicht ein Nicken zurück, ausser man hat Glück und es sind Südafrikaner. Die herzliche Offenheit fehlt uns.
Auf Anraten übernachteten wir mehrere Tage auf dem Campingplatz der Namtib Desert Lodge. Spektakuläre Blicke auf die kargen Berge, die Halbwüstenebene mit den Akazien und in der Ferne die roten Dünen. Am Abend die epischen Sonnenuntergänge mit einem Glas Rotem geniessend – unbezahlbar. Das Oryxgulasch, das wir bei den Eigentümern der Lodge / Farm geniessen durften, war ein Genuss. Sogar unser Wildmuffel Dolly langte herzhaft zu.
Die Osterzeit brachte es mit sich, dass die bekannten Campgrounds von Einheimischen und Touristen belegt waren. Deshalb ging es nicht direkt, sondern über ein paar Zwischenstopps im Hinterland nach Sesriem, der Ausgangspunkt um die Dünen von Sossusvlei zu besichtigen. Also besuchten wir das skurrile Schloss Duwisib, anfangs des 20. Jahrhunderts ins Nichts gebaut um Pferde zu züchten, die bei der Schutztruppe begehrt waren. Die Erbauer des Schlosses wurden 1914 auf einer Schiffsreise nach England, um Zuchtpferde zu kaufen, vom Ausbruch des 1. Weltkrieges überrascht und kehrten nie mehr zurück.
Einen weiteren Zwischenstopp legten wir beim Zebra River ein, einem Gebiet mit schräg liegendem Schiefergestein. In Kombination mit dem gelben Gras sieht es wie Blätterteiggebäck aus. Dolly hatte sich neue Haustiere zugelegt, die jedoch nicht zu überzeugen wussten. Ihr «Kuschel-Faktor» war definitiv zu tief.
Sossusvlei
Man muss nicht alle Orte von Namibia mehrmals sehen, so liessen wir auch Lüderitz links liegen, es zeigt nur wie verzweifelt die deutschen Siedler gewesen sein mussten, als Walvis Bay von den Engländern besetzt wurde, um an diesem windumtosten Ort eine Stadt mit Hafen zu gründen. Von den Dünen Sossusvleis kann man jedoch nie genug bekommen. Sie bieten ein gewaltiges Schauspiel in Farben und Formen. Wir liessen uns dieses Mal drei Tage Zeit, um in Ruhe alles zu erkunden. Ziemlich abgebrannt kamen wir in Sesriem an, kein Diesel mehr, kein Essen und kein Cash. Ohne Cash geht im Hinterland nichts, da die wenigsten bargeldlose Bezahlung unterstützen. Die Servicestation von Sesriem bot jedoch alles. Wir fanden sogar Bratwürste, die sich als echten Hit entpuppten und wir uns am nächsten Tag einen grösseren Vorrat anlegten.
Der Sesriem Canyon, vom Tsauchab gegraben, ist etwa 30m tief und einen Kilometer lang. Meist liegt der Canyon trocken, doch soll er letztes Jahr, als die Regenzeit ihrem Namen nachkam, ein beliebter Badeplatz gewesen sein. Wir konnten ihn trockenen Fusses durchwandern.
Am zweiten Tag stand eine Ballonfahrt an. Früh morgens ging es zum etwa 20km entfernten Startplatz. Zum Glück hatten wir die Zusatzscheinwerfer um die Piste gut auszuleuchten. Die Abblendlichter des Ivecos erreichen leider knapp die Leuchtkraft von Teelichtern, die Scheinwerfer sind etwas besser. Zwei Ballone wurden gestartet. Unser Ballon benötigte einen Reboot, da sich eine Steuerleine mit einer anderen verknotet hatte. Der Restart dauerte etwa zehn Minuten und wurde durch den auffrischenden und wechselnden Bodenwind erschwert. Schliesslich stand er wieder und wir konnten einsteigen. Wir hoben ab und fuhren im Sonnenaufgang Richtung Westen zu den Dünen. Ein herrliches Gefühl. Völlig lautlos über der Namib zu schweben und vor sich die Dünen zu sehen. Da der Ballon im Wind treibt, ist es windstill, Wind bemerkt man nur, wenn eine andere Windschicht erreicht wird, bis sich der Ballon die neue Richtung und Windgeschwindigkeit angenommen hat. Innerhalb etwa 500 Höhenmetern trieben uns die Winde zuerst nach Westen, dann Osten, Süden und zur Landung wieder nach Westen. Danach gab es mitten in der Wüste ein leckeres Champagnerfrühstück.
Die unzähligen Dünen kann man entlang der Strasse von Sesriem nach Sossusvlei bestaunen, fotografieren und besteigen. Die bekanntesten Dünen sind Dune 45, Big Mama und Big Daddy. Am frühen Morgen des dritten Tages bestiegen wir Big Daddy. Für die 260 Höhenmeter benötigten wir etwa eine Stunde. Der Aufstieg folgt dem Kamm der Düne, bei jedem Schritt rutsch man entweder links oder rechts etwas hinunter. Nach einiger Zeit hatten wir das Gefühl, dass auf der Schattenseite das Gelände flach sei und dort einfacher zu laufen wäre, das war jedoch nur eine optische Täuschung, die mit ein paar Metern kraxeln auf allen Vieren bezahlt werden musste. Die Anstrengungen lohnten sich. Der Ausblick auf das Deadvlei, Big Mama und die unzähligen Dünen Richtung Atlantik waren schlicht grossartig. Der Abstieg ging locker, auf der Direttissima rannten wir den steilen Abhang zum Deadvlei hinunter.
Auf der Rückfahrt färbte sich der Himmel gelblich-rot ein. Als wir unseren Campingplatz wieder erreichten, war an ein Aussteigen nicht zu denken. Die Natur demonstrierte uns, wie Dünen gebaut werden. Der Sandsturm dauerte bis zum nächsten Morgen. Obwohl wir über Nacht nur ein kleines Fenster auf der windabgewandten Seite offenliessen, sollten wir noch Tage danach Sand aus unserem Flo entfernen.
Swakopmund
Auf der Rumpelpiste fuhren wir nach Walvis Bay / Swakopmund, der ersten grösseren Ortschaft seit langem. Eines der wenigen Highlights der Fahrt war die Überquerung des südlichen Wendekreises.
Swakopmund erwartete uns mit dichtem Nebel und kühlen 15C. Wartung stand ganz oben auf der Prioritätenliste. Bei der Iveco Servicestelle in Walvis Bay wurden die losen Schrauben der Lenkung ersetzt. Dank der Umbauanleitung von Iveco Kloten, konnten sie auch korrekt montiert werden. Danach wurde unser Flo aussen und vor allem unten gründlich gereinigt. Fünf Monate angesammelter Staub und Dreck wurden entfernt. Wir kümmerten uns um die Sauberkeit innen. Grossreinigung, unglaublich wohin überall der Sand geflogen war. Zum Glück haben wir einen Staubsauger. Wäsche waschen, seit Upington war nur Handwäsche möglich. Grosseinkauf, die nächsten paar Wochen werden die Einkaufsmöglichkeiten sehr beschränkt sein. Alle unsere Vorratslager sind nun proppenvoll und der Tresor voller Cash. Und schlussendlich bekam Häbi noch einen neuen Haarschnitt beim Frisör Gebauer verpasst.
Swakopmund ist eine sehr deutsche Stadt. Betritt man ein Geschäft, wird man auf Deutsch begrüsst. Viele Strassennamen und Gebäude sind ebenfalls in Deutsch beschriftet. Die Auswahl von Restaurants mit deutscher Küche ist dementsprechend gross. Wir liessen es uns gut gehen und genossen deutsche Köstlichkeiten, aber vor allem Seafood.
Blutkoppe
Etwas östlich von Swakopmund liegt die Blutkoppe, ein grauer Monolith, der aus der flachen Wüstenlandschaft ragt. Wir verbrachten einen ruhigen Tag mit Wanderungen auf der Koppe und in einem Felsengarten mit wilden Felsformationen. Am Tag darauf fuhren wir zur nahen Rock Arch, bei denen auch campiert werden darf. Die Fahrt führte durch felsiges Gelände, das nur durch sehr sandige Flussbeete unterbrochen wurde. Unser Flo schaffte die Herausforderung problemlos, wir mussten jedoch lernen, schnell geht es für uns im Sand nicht vorwärts, die wellenförmigen «Sandschanzen» bringen das Fahrzeug zum Springen, langsam geht gut, mit den breiten Reifen und regelmässiger Tourenzahl war auch der tiefe Sand kein Hindernis. Es waren unsere ersten Nächte so wirklich im Nichts, nur Felsen, unglaublich viele Sterne, ein paar Oryxe und wir.
Skeleton Coast
Nach einem letzten Einkaufsabstecher in Swakopmund fuhren wir Richtung Skeleton Coast. Rasch ging es auf der super zu befahrenden Salzpiste (Sand wird mit Gips vermengt, mit Salzwasser begossen und gewalzt) Richtung Norden. Sand und Steine wechseln sich ab und prägen die pastellfarbene Landschaft. Nichts wächst mehr, sogar der unverwüstliche Oryx ist nicht mehr zu finden. Das Tierleben beschränkt sich auf den Atlantik mit Robben und Seevögeln. Nur in der Nähe der Robbenkolonien tummeln sich auch vereinzelt Hyänen und Schakale. Wir besuchten die Robbenkolonie, die Tierchen sehen hübsch aus, doch stinken wie die Pest und einige Schiffwracks, die hier aufgelaufen waren. Man möchte es sich nicht vorstellen, was die Seeleute, die noch vor der Erfindung des Funkes hier Schiffbruch erlitten, durchmachen mussten. Die Skeleton Coast ist gnadenlos. Das Wetterglück war auf unserer Seite, wenig Wind und Sonne, so konnten wir diese unwirkliche Gegend erkunden. Nebst ein paar Touristen gibt es nur noch die Fischer, die mit riesigen Ruten versuchen, Kabeljau aus dem grünlichen Wasser zu ziehen. Wir verliessen die Skeleton Coast in Richtung Osten. Langsam steigt das Gelände an und wird bergig. Aber immer noch knochentrocken. Einzig Welwitschia gedeihen hier prächtig. Kurz nach dem Parkausgang rasteten wir an einem Wasserloch, hinter den Bergen wird es ein bisschen grüner. Kein Tier liess sich blicken, wie so oft. Gerade als wir weiterfahren wollten, konnten wir zwei Wüstengiraffen beobachten, die sich langsam dem Wasserloch näherten.
Die abschliessende Strasse nach Palmwag kompensierte das Fahrvergnügen, welches wir auf der Salzstrasse geniessen durften. Zu Tode gehobelt, verläuft die Strasse meist auf dem Grundgestein mit Felsbändern und einzelnen Steinen, die bis zu 30 cm herausragen. Das Ganze wird überlagert mit Querrillen in den unterschiedlichsten Abständen. Schnell fahren hilft bei den Querrillen, ist jedoch bei Felsbändern und Einzelsteinen sehr hässlich. Ziemlich geschafft erreichten wir die Palmwag Lodge, ein kleines Paradies.
Palmwag
Zwischen Palmwag und Sesfontein erstreckt sich das Palmwag Concession Gebiet mit Offroad Strecken und Outback Campingstellen, ein offizieller Platz zum Hinstellen, that’s it. Eigentlich gibt es ein 4t Gewichtslimit, wir fuhren jedoch trotzdem zum Gate. Wenn wir 4×4 hätten sei es kein Problem, es seien hier schon ähnliche Fahrzeuge durchgefahren. So erhielten wir unser Permit, Karten und Notfallnummer und hinterlegten die Strecke, die wir zu fahren beabsichtigten. Und los ging es. In diesen drei Tagen sahen wir zwei andere Autos, am ersten Tag einen Franzosen auf dem ersten «Campingplatz» und am letzten Tag kam uns ein anderer Fahrer entgegen.
Die Strecke ist etwa 200 km lang. Wir fuhren jeden Tag etwa 4 bis 5 Stunden. Zu Beginn war es hügelig mit vielen Querungen von kleinen (immer trockenen) Gewässern. Die Abstiege zu und Ausfahrten von den Gewässern waren immer eine Herausforderung. Bei einigen steilen Ausstiegen benutzten wir die Getriebeuntersetzung und bei zwei sehr langen, steilen und kiesigen Ausstiegen zusätzlich die hintere Differentialsperre (zum ersten Mal). Schnell fahren kann man nicht, immer liegt ein Stein im Weg oder eine tiefe Querrinne zwingt zum Bremsen. Am Abend des ersten Tages wurde das Gelände flacher, die Bäume und das wenige Gras fehlten gänzlich. Wir übernachteten auf einem kleinen Plateau, umgeben von groben schwarzen Steinen auf rötlichem Sand. Am Nachmittag und Abend wehte ein kräftiger, kühlender Wind. Ein idealer Ort, um sich das Leben auf dem Mars vorzustellen. Wir waren total alleine, nur ein Krähenpaar besuchte uns am Abend und am nächsten Morgen. Am zweiten Tag folgte die Fahrspur nach ein paar Stunden entlang dem Bett eines Flusses. Langsam kehrte das Grün in Form einzelner Bäume zurück und wurde mit der Zeit dichter. Wir entdeckten zwei Giraffen und einige Oryx, jedoch keine Wüstenlöwen, die es hier auch geben soll. Gegen vier Uhr erreichten wir den Honaib River, an dem wir übernachten wollten. Wir sahen einen einzelnen Elefantenbullen am Wasserloch stehen. Kaum waren wir bei unserem Lagerplatz angekommen, wurde Dolly ganz aufgeregt: «Viele Elefanten am Wasserloch, viele»! Wieder rein in den Flo und zum Wasserloch. Eine 14-köpfige Herde kam zum Trinken, Herumalbern und zur Hautpflege. Nach 20 Minuten waren sie wieder verschwunden. Ein tolles Schauspiel. Der Abend am Lagerfeuer war herrlich. Wilde Berge umgaben die beiden Flusstäler, wir sassen leicht erhöht unter einem Sternenhimmel. Da wir immer mit Löwen rechnen mussten, sassen wir 90 Grad versetzt zueinander, sodass wir 270 Grad abdecken konnten. Der Flo hielt uns unseren Rücken frei. Am letzten Tag ging es im Sand Bett des Honiab Rivers hoch zum Ausgang. Einige wenige Tiere, Giraffen, Oryx, Springböcke und Paviane konnten wir erspähen. Die drei Tage waren aussergewöhnlich. Die Tour lebt von der Landschaft, Tierbeobachtungen sind nur möglicher Bonus. Dolly war jedoch froh, dass die Schüttelei ein Ende hatte. Vom Klammern am Haltegriff zeichnete sich eine Sehnenscheidenentzündung im rechten Handgelenk ab.
Opuwo
Auf unserem Weg nach Opuwo wechselte innerhalb weniger km die Landschaft von Wüste, zu Steinen mit vielen Bäumen, zu einem “afrikanischen” Vollgrün, so wie in unserer kindlichen Afrika-Vorstellung.
Auch die Nutzung hat sich verändert. Die Weidezäune der grossen Farmen sind verschwunden. Links und rechts der Strasse ist nun alles frei. Viehwirtschaft wird nun pro Dorf oder Familie betrieben. Wir sahen viele Hirten, die ihre Tiere begleiteten, zum Teil auch sehr junge. Das “Eet-sum-more”-Guetzli, das sie jeweils erhielten, nachdem ihre Herde die Strasse überquert hatte, genossen sie sichtlich. Für die Nacht stehen einfache hölzerne Pferche bereit, denn auch für Wildtiere gibt es keine Zäune mehr. Von den Dickhäutern haben wir nur ihre Hinterlassenschaften, die die Strassen pflastern, gesehen.
Die Strasse war einfach, durch den Regen waren jedoch die meisten der kleineren und grösseren Dips weggeschwemmt. Schnelles Vorankommen war nicht, vor jedem Dip abbremsen und checken. In Opuwo hatte sich unser Flo die Originalfärbung und Dreckkruste, die wir in Swakopmund wegmachen liessen, wieder zugelegt.
Der ursprüngliche Plan war zu den Epupa Wasserfällen zu fahren. Die Informationen bezüglich Wasser oder kein Wasser in den Fällen war jedoch so widersprüchlich, dass wir beschlossen, anstelle hoch- und zurückzufahren, ein paar Tage in der wunderschönen Kaoko Mopane Lodge and Camping zu relaxen.
Opuwo ist eine sehr afrikanische Stadt. Traditionell und modern ist wild gemischt. Business Anzug neben barbusiger Frau mit Kind auf dem Rücken, beide trifft man im Spar. Die Stadt lebt, die Strassen sind voll, die Plätze überlaufen, überall wird was gebrutzelt oder angeboten.
Das Einkaufen war ein Highlight. Also eigentlich der Weg vom Parkplatz zum Spar. Es gibt die verschiedensten Varianten angebettelt zu werden, wobei festgehalten werden muss, dass Opuwo eine reiche Stadt in fruchtbarem Umfeld ist. Die Bettelnden sahen im Allgemeinen auch sehr wohlgenährt aus. Variante “Aktionsanzeige“: Frau steht mit der Aktionsanzeige der lokalen Zeitung vor dir und hat die benötigten Lebensmittel bereits angezeichnet. Variante “Support“: “I join you shopping and show you what I need.“ Zu Variante “Quick”: “Buy me bread, better give me 50 bucks”.
Etosha NP
Auf dem Weg zum Etosha NP stand uns nur die Überprüfung an der Veterinärs Grenze, die den Süden, der Fleisch exportieren darf, vom Norden, der nicht exportieren darf, abgrenzt. Eine Dame vom Amt kletterte in unseren Flo, um den Kühlschrank zu inspizieren. Der war ok. Danach widmete sie sich intensiv der übrigen Inneneinrichtung unseres Miniheims, jedes Element bestaunend und kommentierend. Das Aufspüren unerlaubten Fleisches ging dabei vergessen.
Den Etosha NP betraten wir von Westen via das Galton Gate. Die Formalitäten waren schnell erledigt und los ging es. Richtung Olifantsrus fahrend, unserem ersten Übernachtungsziel, klapperten wir Wasserloch für Wasserloch ab. Beim Okavao Wasserloch, es sollte für die nächsten zwei Tage unser Lieblingswasserloch werden, ging die Post ab. Gruppe für Gruppe von Tieren lösten sich am Wasserloch ab oder verdrängten einander. Es gibt verschiedenes Auftreten und Verhalten in der Tierwelt, die “Ich bin jetzt da und trinke, haut ab”, – Elefanten, bis zu den “Ich trinke, wenn ich absolut sicher bin, dass ich in den nächsten fünf Minuten nicht gestört werde, sonst ziehe ich mich lieber zurück, ah ich ziehe mich eh zurück” – Giraffen. Es gibt Tierarten, die Guards bei Trinken aufstellen, z.B. die Red Hartebeest, wo einzelne Tiere den Rückraum überwachen, zu den unbekümmerten Arten, die einfach trinken, wie die Zebras und dann alle wie gestochen aufschrecken und wegrennen. Wir sahen auch eine Herde der sehr seltenen Elands, leider waren die für den Fotografen zu schnell. Beim abendlichen “Wer hat was gesehen”-Vergleich, schlägt eine Elandsichtung locker 10 Löwen.
Das Olifantsrus Restcamp ist sehr klein und wir wussten, dass er ausgebucht war. Bei der Rezeption fragten wir trotzdem nach und boten an, auch auf einem Day Visitor Platz zu übernachten. Die Dame lächelte uns an und schon hatten wir einen Platz für die nächsten zwei Tage. Da dies so gut lief, fragten wir sie am nächsten Tag, ob sie für uns einen Platz auf dem nächsten Restcamp, der ebenfalls ausgebucht war, reservieren könne. Sie konnte. Dolly war jedoch nicht wenig geschockt, als die Dame beim Telefonat uns als “eldery couple” bezeichnete.
Das Olifantsrus Restcamp besitzt auch ein eigenes Wasserloch mit Beobachtungstelle. Bei unserem letzten Besuch war dort ziemlich tote Hose, dieses Mal tanzte dort der Bär. Elefanten, Wildebeest, Zebras, Springbock. In beiden Nächten hörten wir vor unserem Camp die Löwen brüllen, wir konnten sie jedoch beide Male nicht sehen. Für uns sollten es die einzigen “Löwenbegegungen” im Etosha sein, das Löwenhinterteil hinter dem Busch gut 80m entfernt, was auch ein Stein gewesen sein könnte, zählen wir mal nicht.
Auf dem Weg zum Okaukuejo Rest Camp begegnete wir einem besonderen Verkehrsteilnehmer. Ein Spitzmaulnashorn beanspruchte die Strasse und spazierte gemütlich vor uns her, bis es wieder leckere Büsche zum Naschen gab. Am selben Tag sahen wir dann ein Breitmaulnashorn und nach dem Eindunkeln beim beleuchteten Wasserloch des Camps stellten sich fünf Nashörner gleichzeitig ein.
Am zweiten Abend in Okaukuejo war Häbi schon nicht mehr so richtig fit, so dass das Fieber am nächsten Morgen keine Überraschung war. In der Hoffnung, es gehe schnell wieder weg, fuhren wir nach Halali ohne den Tag geniessen zu können. Nach einer weiteren fiebrigen Nacht entschlossen wir uns den Etosha zu verlassen und nach Tsumeb zu fahren, um einen Malariatest durchführen zu lassen.
Tsumeb, unser Krankenlager
Im Spital wurde uns schnell geholfen, da gerade kein Arzt zur Stelle war, führte eine Krankenschwester den Test durch. Ihre Uniform erinnerte stark ans Militär, ihre Rangabzeichen hätten auch einen namibischen General blass aussehen lassen. Wir bekamen Fiebermedikamente verschrieben und konnten wieder gehen.
In der Kupferquelle, einem Resort mit 50m Schwimmbecken und schönen schattigen Stellplätzen, quartierten wir uns ein. Der angeschlossene Deli half uns die Zeit zu versüssen.
Nach zwei Tagen ging es Häbi wieder recht gut, dafür lag nun die «unkrankbare» Dolly im Bett. Wenn wir alle Symptome betrachten, hatten wir wohl Corona.
Eine Französin, die zehn Jahre im Kongo gelebt hatte, riet uns, Coartem (Novartis) zur Malaria-Notfallbehandlung zu benutzen, da dieses Medikament ohne Nebenwirkungen sei, im Gegensatz zu Malarone. Auch riet sie uns nicht zu testen, da die Tests eine hohe «False Negative» Rate aufweisen, sondern bei Fieber einfach die Tabletten zu schlucken.
Etosha NP 2
Nachdem sich Dolly wieder einigermassen fühlte, der Rosé schmeckte zwar immer noch wie Hustensaft, ging es zurück in den Etosha ins Namutoni Camp. Auch der Osten des Parks war sehr wildreich. Löwen konnten wir jede Nacht hören, erst am letzten Morgen erspähten wir ein prächtiges Tier, das gerade im Busch verschwand.
Caprivi – Okavanga – Divundu
In drei Tagesetappen ging es an den Okavanga, der von Angola durch den Caprivigürtel fliesst und in Botwsana im Okavangadelta versickert. Die recht eintönigen Fahrten führten uns durch mit hohen Bäumen bewachsenes Grasland, welches hoch und goldgelb stand. Je nördlicher wir kamen, um so zahlreicher wurden die traditionellen Familiensiedlungen, bestehend aus mehrere kleinen Häusern, für jede Person eines zum Schlafen, ein Gemeinschaftsraum, Küche und Essen, umgeben von einem hölzernen Schutzzaun, der zum Teil mit hohem Elefantengras verstärkt ist. Manchmal gibt es sogar einen überdachten Stellplatz für den Land Cruiser.
Unterwegs trafen wir mehrmals eine Familie, die in einem Monat ebenfalls ein Iveco-basiertes Wohnmobil erhalten wird. Kaum trafen wir uns wieder, lag der zukünftige Besitzer auch schon unter unserem Auto. Die Räder des Flos, seine Höhe, sein Unterboden, die Spurweite, etc. wurden akribisch vermessen. Fragen über Reifen, Fahrverhalten auf der Strasse und Sand beantwortet.
Es ist langsam Winter geworden, die Tagestemperaturen erreichen nur noch knapp 30C, am Abend ist es noch angenehm warm, um draussen das Eindunkeln zu geniessen. Nachts kühlt es auf 15C, zum Schlafen herrlich. 😀
In Divundu am Okavanga übernachteten wir bei einer Lodge direkt am Fluss. Gegenüber liegt der Bwabwata National Park. Von unserem Platz aus konnten wir Elefanten, Wasserböcke, Säbelantilopen und viele weitere Tiere beobachten. Bei einer abendlichen Bootsfahrt gab es als Highlight drei Elefantenherden beim Trinken und, es gibt sie doch noch, einen Löwen.
Caprivi – Kwando – Mudumu NP
Bei der Überführungsreise an den Kwando, der später in Botswana Chobe heissen wird, versprachen die Strassenschilder mehr, als sich dann tatsächlich Tiere zeigten – keine. Die erste Nacht durften wir auf dem Platz zweier Bekannten aus der Divundu Lodge verbringen, da wieder mal alles ausgebucht war. Bei ein paar Gläsern Rosé erzählten sie uns von ihren Plänen mit ihrem Wohnmobil, das sie zur Zeit selber bauen.
Am nächsten Tag zogen wir weiter in den kleinen Mudumu NP. Der Park wird nur von wenigen besucht. Die Tracks sind eher Sandspuren im Gras. Zum Verhindern, dass Grassamen sich in den Kühlerlamellen festsetzen, haben wir ein feines Netz vor dem Kühler montiert. Durch die vielen Bäume und Büsche auf beiden Seiten der Piste, war es für uns ein Slalomfahren. Die Anzahl der Kratzer hat sich trotzdem gesteigert, unser Flo ist einfach etwas zu breit und hoch. Der Park bietet drei Stellplätze an, auf denen man gratis übernachten kann. Es wird keine Infrastruktur angeboten, aber wir haben ja alles. Auf unserer Pirschfahrt, etwa 6km in 3h, konnten wir viele Tiere beobachten. Eine kleine Elefantenherde entblätterte genüsslich die Bäume und liess sich von uns nicht stören. Als sie jedoch zum Trinken gingen, blieb eines der Muttertiere als Wache stehen und liess uns nicht aus den Augen. Es half auch nicht, dass unser Flo in Grösse und Farbe den Dickhäutern sehr ähnlich sieht. Den Nachmittag verbrachten wir an unserem Übernachtungsplatz mit Blick auf den Kwando und einer grösseren Flussinsel. Die Hippos frassen sich zu unseren Füssen durch die Seerosen, die Affen turnten in den Bäumen. Auf der Insel weidete eine etwa hundertköpfige Büffelherde, einsame Elefanten zogen vorüber und Impalas zogen ihre Runden. Am nächsten Morgen sollten wir direkt hinter unserem Camp Giraffen und Elefanten finden. Leider wurde die Idylle durch einen Margen-Darmanfall von Häbi etwas getrübt. Da unsere Trockentoilette für solche Ereignisse nicht so geeignet ist, griffen wir zur Variante «Bush-Loo», einen Spaten haben wir ja, zurück. Am nächsten Morgen ging es wieder besser, doch nun war Dolly an der Reihe.
Beim im Süden des Caprivizipfels gelegenen Nkasa-Rupara NP mussten wir aufgeben, die Büsche und Bäume war nun massiv zu tief und standen zu eng, zudem handelte es sich meist um die beliebten Dorn-Büsche oder –Bäume, Hauptsache, es kratzt viel.
Caprivi – Zambezi – Katimo
Die letzten drei Tage verbrachten wir am Zambezi mit Nichtstun. Wir erholten uns von unserem «Magen- und Darmproblemchen» und führten wieder mal einen Grossreinetag durch. Noch 40km, dann sind wir in Botswana.